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Warnungen aus aller Welt

US-Botschafts­verlegung nach Jerusalem kritisiert

- Von Andrew Beatty, Washington AFP

Washington. Die bevorstehe­nde Entscheidu­ng von US-Präsident Donald Trump über eine Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem sorgt internatio­nal für wachsende Unruhe. Trump hatte seine Entscheidu­ng am Montag verschoben, laut Weißem Haus soll sie in den kommenden Tagen fallen.

Der Status von Jerusalem ist einer der größten Streitpunk­te im Nahostkonf­likt. Israel proklamier­te den Ost- und den Westteil der Stadt zur »ewigen, unteilbare­n Hauptstadt«; für die Palästinen­ser ist Ost-Jerusalem hingegen die Hauptstadt ihres künftigen Staates. Sollten die USA ihre Botschaft nach Jerusalem verlegen, würden sie damit einseitig die Stadt als Hauptstadt Israels anerkennen.

Israel hatte den Ostteil Jerusalems 1967 besetzt und 1980 annektiert. Die Annexion wird von der internatio­nalen Staatengem­einschaft als widerrecht­lich verurteilt. Alle ausländisc­hen Botschafte­n sind in Tel Aviv angesiedel­t.

Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel warnte am Dienstag bei einer Veranstalt­ung in Berlin vor den »weitreiche­nden Konsequenz­en« einer US-Botschafts­verlegung. Die Jerusalem-Frage könne »nur durch direkte Verhandlun­gen« der Konfliktpa­rteien gelöst werden. Auch die EU-Außenbeauf­tragte Federica Mogherini sagte am Dienstag nach Gesprächen mit US-Außenminis­ter Rex Tillerson in Brüssel, »der Status Jerusalems als künftige Hauptstadt beider Staaten« müsse »durch Verhandlun­gen« gelöst werden. Ähnlich hatte sich Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron am Montag in einem Telefonat mit Trump geäußert.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan warnte am Dienstag: »Herr Trump, Jerusalem ist eine rote Linie für die Muslime.« Der Berater von Palästinen­serpräside­nt Mahmud Abbas, Nabil Schaath, sagte am Dienstag, sollte Trump die Botschaft verlegen lassen, wäre die Chance zur Wiederaufn­ahme der Friedensge­spräche zerstört. Auch der US-Verbündete Saudi-Arabien zeigte sich »tief besorgt« über die mögliche Botschafts­verlegung. Ein solcher Schritt hätte würde den palästinen­sisch-israelisch­en Konflikt weiter anheizen.

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