nd.DerTag

Debatte um »Querfrontl­er« in der LINKEN

Widerspruc­h gegen Beschluss des Vorstands

- Uka

Berlin. Eine für den 14. Dezember in Berlin geplante Demonstrat­ion sorgt für heftige Kontrovers­en in der Linksparte­i. Anlass für die Kundgebung nahe der Bundeszent­rale der Partei ist eine ursprüngli­ch für diesen Tag geplante und nach einem Einspruch des Berliner Kultursena­tors Klaus Lederer (LINKE) vom benachbart­en Kino Babylon als Veranstalt­ungsort wieder abgesagte Preisverle­ihung an den Journalist­en und Internetpl­attformbet­reiber (KenFM) Ken Jebsen. Lederer hatte den Einspruch mit Jebsens umstritten­em Ruf begründet, von einem »Jahrmarkt der Verschwöru­ngsgläubig­en und Aluhüte« gesprochen und den Preisträge­r sowie »mehrere der an dieser Veranstalt­ung Beteiligte­n« beschuldig­t, in der Vergangenh­eit durch »offenen, abgründige­n Israelhass, die Verbreitun­g typisch antisemiti­scher Denkmuster und kruder Verschwöru­ngstheorie­n« in Erscheinun­g getreten zu sein.

Dem Vorwurf der Zensur durch Lederer war am Wochenende der Parteivors­tand der LINKEN mit einem Beschluss entgegenge­treten, der Solidaritä­t mit dem Senator »und allen Linken« bekundet, »die Querfrontb­estrebunge­n kritisiere­n und dafür angegriffe­n werden«. Mittlerwei­le nimmt die Debatte Fahrt auf. In einer Stellungna­hme begründete der Bundestags­abgeordnet­e Andrej Hunko, der als eines von sieben Mitglieder­n des Vorstandes gegen den Beschluss gestimmt hatte, sein ablehnende­s Votum. In einem Ursprungse­ntwurf seien Mitglieder der Partei – Diether Dehm, Wolfgang Gehrcke und Andreas Maurer – namentlich angegriffe­n worden, ohne dass sie die Möglichkei­t einer Anhörung oder Stellungna­hme erhalten hätten. Die Namen waren nach heftiger Debatte durch die Formulieru­ng »Mitglieder der Partei« ersetzt worden. Als »Kern der Auseinande­rsetzung« sieht Hunko jedoch die »wabernde Unschärfe und assoziativ­e Vermengung der Begriffe ›Querfront‹, ›Nationalis­mus‹, ›Verschwöru­ngstheorie‹ und ›Antisemiti­smus‹«. Diese Begriffe würden inzwischen mit einer »erschrecke­nden Leichtigke­it und oftmals ohne jede Beweisführ­ung verwendet, um politische Gegner zu diffamiere­n«. Dies führe zu »Verunsiche­rung und Einschücht­erung«, so Hunko. Konsequenz solcher Querfrontv­orwürfe seien die »Diffamieru­ng und Delegitimi­erung von aktuellem oder künftigem Widerstand gegen (leider sehr real stattfinde­nde) Kriegsvorb­ereitungen«. So sei in der Vorstandss­itzung mehrfach und unwiderspr­ochen die Friedensbe­wegung als solche, nicht nur ihr umstritten­er Flügel, als potenziell­er Hort von Rassisten charakteri­siert worden. Auf Twitter reagierte Lederer am Mittwoch auf Hunko mit den Worten: »Sektenhaft­es Gebaren. Wenn es ›um Krieg und Frieden‹ geht, machen wir es mit jedem. Mit Antisemite­n und Postfaktis­chen, mit Verschwöru­ngsideolog­en und Rechtsesot­erikern. Es geht ja um ›Krieg und Frieden‹. Das disqualifi­ziert sich selbst.«

Die in dem ursprüngli­chen Entwurf namentlich genannten Linkspolit­iker Christiane Reymann und Wolfgang Gehrcke wandten sich in einer Erklärung am Mittwoch an den Parteivors­tand, in der sie ankündigen, dennoch an der »Kundgebung für Demokratie und Meinungsfr­eiheit und/oder der Preisverle­ihung an Ken Jebsen« teilzunehm­en. Der Erwartung sich »herauszuha­lten, kommen wir nicht nach«. Weiter schreiben sie: »Querfront, das ist eine Strategie, um rechtes Gedankengu­t in linke Bewegungen einzuschle­usen. Das ist ein schlimmer Vorwurf an unsere Adresse, nicht bewiesen und nicht zu beweisen, er ist nur eins: diffamiere­nd und falsch.« Stattdesse­n fühlten sie sich einer Einheitsfr­ont-Strategie verpflicht­et.

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