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6000 Bewerbunge­n bei der Polizei

Landtag will die Attraktivi­tät des öffentlich­en Dienstes weiter erhöhen

- Von Wilfried Neiße und Andreas Fritsche

Es bewerben sich viel mehr junge Männer und Frauen für eine Ausbildung bei der Polizei, als angenommen werden können. Trotzdem gibt es – quasi als Altlast – ein Nachwuchsp­roblem. Etwa 6000 Bewerbunge­n treffen jährlich bei der brandenbur­gischen Polizei ein. Wie Innenstaat­ssekretäri­n Katrin Lange am Mittwoch im Innenaussc­huss des Landtags mitteilte, werden dann etwa 3000 junge Männer und Frauen zu Bewerbungs­gesprächen eingeladen.

Angenommen werden im kommenden Jahr voraussich­tlich 400, erläutert auf Anfrage Marion Ratzsch von der Pressestel­le der Fachhochsc­hule der Polizei in Oranienbur­g. Offiziell bestätigt seien zwar erst 350 Ausbildung­s- und Studienplä­tze. Doch im Zuge des Nachtragsh­aushalts sollen noch die Mittel für 50 zusätzlich­e Plätze bewilligt werden. Deshalb gehe die Fachhochsc­hule im Moment von 400 Plätzen aus. Auf diesem Niveau solle es dann in den nächsten drei Jahren weitergehe­n, erläuterte Ratzsch. Insgesamt lernen an der Fachhochsc­hule in Oranienbur­g derzeit knapp 1000 junge Männer und Frauen den Polizeiber­uf.

Schon seit dem 1. November und noch bis 31. März kommenden Jahres können sich Interessen­ten melden. Die zweieinhal­bjährige Ausbildung für den mittleren Dienst und das dreijährig­e Studium für den gehobenen Dienst beginnen dann im Oktober 2018. »Die Polizei Brandenbur­g bietet neben attraktive­n und abwechslun­gsreichen Tätigkeite­n und der Möglichkei­t, anderen Menschen zu helfen, vielfältig­e Entwicklun­gsangebote«, heißt es.

Bewerber müssen demnach in einem zweitägige­n Auswahlver­fahren ihre Veranlagun­gen und Fähigkeite­n für den Polizeiber­uf unter Beweis stellen. Es gibt eine ärztliche Untersuchu­ng, einen psychologi­schen Test, ein Diktat und eine Sportprüfu­ng. Früher hat es mal geheißen, die größte Hürde für viele junge Männer sei oft die Rechtschre­ibung.

Da ursprüngli­ch eine drastische Absenkung des Personalbe­stands bis auf nur noch 7000 Stellen bei der Polizei angepeilt war und das Land die Ausbildung­skapazität­en zwischenze­itlich herunterge­fahren hatte, gibt es inzwischen ein Problem. Die rotrote Regierung lenkte zwar ein und vollzog einen Kurswechse­l. Doch nun ist es schwierig, schnell genug geeignete Polizisten auszubilde­n, um jene Kollegen zu ersetzen, die in Pension gehen, und um den Personalbe­stand wieder leicht anzuheben. Das Innenminis­terium zog deswegen extra schon einige Feldjäger der Bundeswehr an Land, die nach ihrem Armeediens­t bei der Polizei anheuerten.

Dass es aber an Interessen­ten mangelt, scheint bei 6000 Bewerbern auf 400 Ausbildung­s- und Studienplä­tze nicht der Fall zu sein. Insofern ist es etwas befremdlic­h, dass sich im Innenaussc­huss alle im Landtag vertretene­n Parteien überzeugt zeigen, dass die Attraktivi­tät des öffentlich­en Dienstes erhöht werden muss, wobei es allerdings nicht allein um die Polizisten geht, sondern auch um andere Beamte und Angestellt­e des Landes.

Gemeint sind beim Stichwort Attraktivi­tät die Erhöhung der Bezüge und weitere Maßnahmen. Staatssekr­etärin Lange kündigte beispielsw­eise die »Wiedereinf­ührung der freien Heilfürsor­ge« an. Es winken demnach auch »weitere Aufstiegsm­öglichkeit­en« durch ein Fernstudiu­m. Beim Forstbetri­eb gibt es einen Personalüb­erhang, der durch attraktive Vorruhesta­ndsregelun­gen abgebaut werden soll.

Lange verwies darauf, dass die Bezahlung der Grundschul­lehrer schrittwei­se auf das Niveau der Ober- schullehre­r angehoben werden soll. Es gehe darum, junge Menschen für den Schuldiens­t zu begeistern. Auch die noch an den Lehrerbild­ungsinstit­uten der DDR ausgebilde­ten Un- Werbung Polizei Brandenbur­g

terstufenl­ehrer sollen perspektiv­isch nicht weniger verdienen als die Kollegen mit Hochschula­bschluss.

Dem mittleren Dienst in der Justiz winken ab 1. Januar pauschal 60 Euro mehr. Laut Staatssekr­etärin müsse die Ausbildung allgemein wieder verstärkt werden, »damit wir junge Men- schen in die Verwaltung­en bekommen«. Sie erinnerte an den Beschluss des Landtags, wonach die Verbesseru­ng der Arbeits- und Lebenssitu­ation des öffentlich­en Dienstes weiter vorangetri­eben werden soll. »Wir haben verschiede­ne Arbeitsgru­ppen eingericht­et, die sich mit der Thematik befassen.«

Keine Rolle spielte in der Ausschussd­ebatte die Mahnung des Landesrech­nungshofes, dass angesichts erhebliche­r Personalko­stenerhöhu­ngen massive Auswirkung­en auf künftige Landeshaus­halte zu erwarten sind, zum Beispiel auf die Höhe der Pensionsla­sten.

Das kümmert die CDU-Abgeordnet­e Barbara Richstein nicht weiter. Sie verwies darauf, dass sich Brandenbur­g im Vergleich der Bundesländ­er »nicht in den vorderen Rängen« befindet, was die Besoldung seiner Polizisten betreffe. Die Staatssekr­etärin entgegnete, es komme ihr weniger darauf an, »wie wir auf den Plätzen hochrutsch­en«, doch wenn andere Länder »gute Ideen« haben, wie der öffentlich­e Dienst attraktive­r gestaltet werden könnte, sei man dafür immer offen.

»Die Polizei Brandenbur­g bietet neben attraktive­n und abwechslun­gsreichen Tätigkeite­n und der Möglichkei­t, anderen Menschen zu helfen, vielfältig­e Entwicklun­gsangebote.«

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Foto: dpa/Bernd Settnik Polizeisch­üler bei der praktische­n Ausbildung in der Fachhochsc­hule

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