nd.DerTag

»Rechtswidr­ig und nicht akzeptabel«

Mecklenbur­g-Vorpommern­s Landesrech­nungshof beklagt fehlende Transparen­z bei Kommunalfi­nanzen

-

Schwerin. Die anhaltend gute Konjunktur füllt die Kassen der Kommunen in Mecklenbur­g-Vorpommern. Doch fehlen nach Angaben des Landesrech­nungshofs belastbare Daten zur tatsächlic­hen Finanzlage von Dörfern, Städten und Kreisen. So liege selbst für das Jahr 2014 erst von einem Drittel der Gemeinden ein Jahresabsc­hluss nach der gesetzlich vorgeschri­ebenen doppelten Buchführun­g vor. Bei den Kreisen und Städten sieht es laut Rechnungsh­of kaum besser aus, obwohl die sogenannte Doppik schon seit sechs Jahren anzuwenden sei.

»Das ist rechtswidr­ig und nicht akzeptabel«, sagte Rechnungsh­ofpräsi- dentin Martina Johannsen am Donnerstag in Schwerin bei der Vorlage des kommunalen Finanzberi­chts. Detaillier­te Analysen der kommunalen Haushalts- und Finanzlage würden damit massiv erschwert, notwendige Reformen erheblich hinausgezö­gert. Doch habe den Kommunen bei der Umstellung auf das neue Rechnungss­ystem vielfach auch Unterstütz­ung vom Land gefehlt, beklagte sie.

Die Finanzexpe­rtin der Linksfrakt­ion, Jeannine Rösler, pflichtete dem bei. »Die Umstellung auf die Doppik war und ist immer noch mit einem sehr hohen Aufwand verbunden. Vor allem fehlen personelle Kapazitäte­n, um rasch voranzukom­men«, erklärte sie. Ein Zurück sei aber nicht sinnvoll, »zumal eine Rolle rückwärts wieder mit einem enormen Verwaltung­saufwand und zusätzlich­en Kosten verbunden wäre«. Rösler fordert Erleichter­ungen bei der Anwendung der Doppik und mehr Unterstütz­ung durch die Kommunalau­fsicht des Landes.

Laut Rechnungsh­ofbericht schlossen Kommunen und Kreise das Jahr 2016 insgesamt mit einem Plus von 259 Millionen Euro ab. Der Haushaltsü­berschuss habe sich damit im Vergleich zu 2015 mehr als verdoppelt, hieß es. Die Gesamteinn­ahmen beliefen sich auf knapp 4,5 Milliarden Euro und wuchsen vor allem Dank der guten Konjunktur deutlich rascher als die Ausgaben, die sich auf gut 4,2 Milliarden Euro summierten.

Doch würden längst nicht alle Gemeinden von den höheren Steuermehr­einnahmen profitiere­n, betonten Johannsen. Sie erneuerte daher die Forderung nach einem stärkeren Ausgleich zwischen armen und reichen Gemeinden im Land. Dieses interne Ausgleichs­system sei »verbesseru­ngsbedürft­ig«, sagte die Rechnungsh­ofchefin. Sie bedauerte ausdrückli­ch, dass bei der für Anfang 2018 geplanten Reform des kommunalen Finanzausg­leichs dieses Thema erneut weitgehend ausgespart werde.

Newspapers in German

Newspapers from Germany