Eine gefährliche Komödie
Ukraine: Beliebte Fernsehserie »Swaty« wird abgesetzt
Politisch ist die ukrainische Fernsehserie »Swaty«, die humorvoll von einem eher unglücklichen Ehepaar erzählt, keinesfalls. Die Handlung der Komödie dreht sich um Maxim Kowaljow und Marija Kowaljowa, die aus unterschiedlichen Sozialschichten kommen und trotzdem heiraten – um dann plötzlich zu verstehen, dass sie einander im Alltagsleben nicht leiden können. Nicht nur der Hauptdarsteller Fjodor Dobronrawow kommt aus Russland – die Serie an sich ist in Russland wie auch in Belarus extrem beliebt. In der Vergangenheit wurde sie vom staatlichen Sender Rossija 1 übertragen und war quotenmäßig eine der erfolgreichsten Abendsendungen des russischen Fernsehens.
Zwischen 2008 und 2012 entstanden sechs Staffeln und ein Fernsehfilm. 2014 sollte die siebte Staffel produziert werden, die Dreharbeiten wurden allerdings aufgrund des Konflikts zwischen der Ukraine und Russland verschoben. Nun sollte die Produktion wieder aufgenommen werden – sollte, denn mittlerweile ist das Projekt »Swaty« komplett eingestellt worden. Der Grund: Der ukrainische Inlandsgeheimdienst SBU erteilte eine Einreisesperre gegen Dobronrawow – und setzte die Serie auf die Schwarze Liste.
Das dreijährige Einreiseverbot gegen Dobronrawow wurde von der SBU damit begründet, der Schauspieler sei »illegal« auf die von Russland annektierte Krim gereist. Der Darsteller selbst bestreitet jedoch, die Schwarzmeerhalbinsel besucht zu haben. »Ich war fünf Jahre lang nicht mehr auf der Krim. Ich fahre nicht dorthin«, sagt der bekannte Schauspieler.
Das Verbot von »Swaty« sorgte in der Ukraine für erregte öffentliche Debatten. Zwar hatte die Serie ein recht großes Publikum, sie gehörte jedoch freilich nicht zu den qualitativ besten Produkten des ukrainischen Fernsehens. »Die Serie zu verbieten, ist zwar kein guter Weg, aber gut, dass wir ›Swaty‹ losgeworden sind.« Dieser Kommentar eines Nutzers auf der Facebook-Seite des übertragenden Senders 1+1 fasst eine weitverbreitete Meinung zusammen. Die eigentliche Diskussion läuft jedoch eher im politischen Bereich – und zwar, ob es bereits zu einem Serienverbot reicht, wenn ein Darsteller angeblich, aus ukrainischer Sicht illegal, die Krim besucht hat.
Für Wolodymyr Selenskyj, Chef der für die Serie verantwortlichen Produktionsfirma Kwartal 95, ist die Antwort klar. »In den letzten Tagen diskutiert das ganze Land über eine besonders wichtige Frage, über das mögliche Verbot unserer Serie. Natürlich wird ein Verbot alle wirtschaftlichen und politischen Proble- me der Ukraine lösen«, meint Selenskyj sarkastisch und fügt hinzu: »›Swaty‹ ist eine Serie, die von Millionen angeguckt und geliebt wird. Und es ist nicht die Angelegenheit der SBU, sie diesen Menschen wegzunehmen.« Trotzdem hatte Selenskyj am Ende keine andere Wahl, als die Serie einzustellen.
»Ich habe keine Zeit dafür, dumme Entscheidung der ukrainischen Regierung zu kommentieren«, sagte Fjodor Dobronrawow zu dem Vorgang. Bemerkenswert ist, dass mit der Serie in der Ukraine erstmals auch eine Eigenproduktion verboten wird. Verbote für russische Filme und Serien sind längst an der Tagesordnung. In der Ukraine ist die Ausstrahlung aller russischen Produktionen ab 2014 untersagt, dazu kommen noch die vor 2014 gedrehten Filme, in denen die russische Armee sowie Sicherheitsbehörden verehrt werden.
Der ukrainische Inlandsgeheimdienst erteilte eine dreijährige Einreisesperre gegen den aus Russland stammenden Hauptdarsteller.