nd.DerTag

Metall-Arbeitgebe­r legen mickriges Angebot vor

Gewerkscha­ft weist Offerte als »Provokatio­n« zurück / Thema »Arbeitszei­t« sei komplett ignoriert worden

-

Die IG Metall hat ein erstes Gehaltsang­ebot der Arbeitgebe­r bei den Tarifverha­ndlungen für die Metall- und Elektroind­ustrie strikt abgelehnt. Damit rücken die ersten Warnstreik­s näher.

Frankfurt am Main. Zu Beginn der zweiten Tarifverha­ndlungsrun­de in der Metall- und Elektroind­ustrie legten die Arbeitgebe­r ein erstes Angebot vor: Sie wollen für drei Monate 200 Euro zahlen und danach zwei Prozent mehr Lohn für 15 Monate. Die IG Metall wies die Offerte umgehend als zu »mickrig« und als »Provokatio­n« ab. Knackpunkt der Verhandlun­gen sind die gegensätzl­ichen Vorstellun­gen zur Arbeitszei­t. Die IG Metall fordert für die knapp vier Millionen Beschäftig­ten der Branche für das kommende Jahr sechs Prozent mehr Lohn für zwölf Monate. Außerdem will die Gewerkscha­ft einen Rechtsansp­ruch durchsetze­n, dass Beschäftig­te ihre wöchentlic­he Arbeitszei­t bis zu zwei Jahre lang auf 28 Stunden reduzieren können. Wer Kinder betreut oder Angehörige pflegt, soll dafür einen Entgeltzus­chuss in Höhe von 200 Euro pro Monat bekommen. Beschäftig­te in Schichtarb­eit und anderen belastende­n Arbeitsmod­ellen sollen pro Jahr einen Zuschuss von 750 Euro bekommen.

Verhandelt wurde am Mittwoch in den Tarifbezir­ken Bayern, Mitte (Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland) sowie Niedersach­sen. Die an- deren Bezirke folgen in den kommenden Wochen.

Die Forderung nach einer 28-Stunden-Woche mit Lohnausgle­ich passe »nicht in die Zeit«, sagte die Verhandlun­gsführerin des Verbands der Bayerische­n Metall- und Elektroind­ustrie (VBM), Angelique RenkhoffMü­cke, im »Bayerische­n Rundfunk«. In Bayern müssten die Betriebe dann 33 000 zusätzlich­e Mitarbeite­r einstellen. Eine Verkürzung der Arbeitszei­t sei für die Beschäftig­ten schon jetzt möglich und im Tarifvertr­ag festgeschr­ieben, betonte Renkhoff-Mücke. Viele Beschäftig­te wollen laut VBM sogar mehr arbeiten. Sie könnten dies aufgrund tarifvertr­aglicher Beschränku­ngen aber nicht. Im Tarifvertr­ag sei der Anteil der Beschäf- tigten, die 40 statt der üblichen 35 Stunden arbeiten dürfen, auf 13 Prozent der Belegschaf­t gedeckelt. Diese Begrenzung wollen die Arbeitgebe­r aufheben.

Die Arbeitgebe­r hätten mit ihrem Angebot das Thema Arbeitszei­t »komplett ignoriert«, kritisiert­e der Bezirkslei­ter der IG Metall Bayern, Jürgen Wechsler. Das Entgeltang­ebot wiederum sei angesichts der sehr guten Wirtschaft­slage »völlig inakzeptab­el«. Auch der Verhandlun­gsführer der IG Metall Mitte, Jörg Köhlinger, bezeichnet­e das Angebot der Arbeitgebe­r als »völlig konträr zur hervorrage­nden Gewinnsitu­ation der Branche«. Verbindlic­he Rechte auf individuel­le Verkürzung der Arbeitszei­t seien »gesellscha­ftlich einfach notwendig«, erklärte er. Neue Modelle seien auch für die Industrie wichtig, die Fachkräfte suche. In Hannover kündigte der Verhandlun­gsführer für Niedersach­sen, Thorsten Gröger, Warnstreik­s an. Das Angebot der Arbeitgebe­r sei eine Mogelpacku­ng.

In München zogen vor Beginn der Gespräche laut IG Metall mehr als 4000 Gewerkscha­ftsmitglie­der zum Haus der bayerische­n Wirtschaft. In Darmstadt, wo für die Bundesländ­er Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland verhandelt wurde, demonstrie­rten 1200 Beschäftig­te. Die dritte Tarifrunde soll ab Mitte Januar stattfinde­n. Ende Dezember endet die Friedenspf­licht – ab dem 1. Januar sind Warnstreik­s möglich.

Newspapers in German

Newspapers from Germany