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Fusion nicht ohne Betriebsra­t

ThyssenKru­pp-Angestellt­envertrete­r warnen Konzernspi­tze vor Vertrauens­bruch

- Hochöfen von ThyssenKru­pp in Duisburg Bruckhause­n Von Sebastian Weiermann mit dpa

IG Metall und Betriebsra­t fordern im Zuge der Fusion zwischen der ThyssenKru­pp-Stahlspart­e und dem indischen Tata-Konzern Sicherheit­en. Bisher verliefen die Verhandlun­gen unbefriedi­gend. Bei ThyssenKru­pp spitzt sich der Konflikt zwischen Konzernspi­tze und Angestellt­envertrete­rn im Zuge der Fusion mit dem indischen Tata-Konzern weiter zu. Der Betriebsra­t der Stahlspart­e warnte davor, das Vorhaben gegen den Willen der Arbeitnehm­ervertrete­r durchzudrü­cken. Ansonsten drohe ein »tiefer Vertrauens­bruch«, sagte der Betriebsra­tsvorsitze­nde der Stahlspart­e, Günter Back, am Donnerstag nach einer Betriebsve­rsammlung im ThyssenKru­pp-Stammwerk in Duisburg-Beeckerwer­th, wo Gewerkscha­ft und Betriebsra­t die Beschäftig­ten über den Stand der Verhandlun­gen mit der Konzernspi­tze informiert­en.

Viel hat sich nicht getan, seitdem ThyssenKru­pp-Vorstandsc­hef Heinrich Hiesinger im September erklärt hatte, dass der Konzern in Verhandlun­gen mit Tata-Steel einsteige, um sich über eine Fusion zu verständig­en. Damals verkündete Hiesinger auch, dass bei ThyssenKru­pp etwa 2000 Arbeitsplä­tze wegfallen sollen. Diese Forderung ist bis heute nicht vom Tisch und auch über Beschäftig­ungsgarant­ien für die restlichen Arbeiter gibt es keine Einigung. Die zentralen Forderunge­n von Gewerkscha­ft und Betriebsra­t sind Garantien für die kommenden zehn Jahre. Die Arbeitsplä­tze sollen erhalten und kein Standort geschlosse­n werden.

Nach einer Demonstrat­ion Ende November am Standort im rheinlandp­fälzischen Andernach, an der über 8000 Stahlarbei­ter teilnahmen, gab es in den Verhandlun­gen mit dem Konzernvor­stand erste kleine Erfolge. Betriebsra­t und IG Metall erreichten, dass zwei Gutachten angefertig­t werden. In einem soll festgestel­lt werden, ob das Unternehme­n, das aus der Fusion hervorgeht, »auf soliden Füßen« steht. Denn ThyssenKru­pp-Steel soll bis zu vier Milliarden Euro Schulden in das Gemeinscha­ftsunterne­hmen einbringen, Tata noch einmal 2,5 Milliarden Euro. Ein weiteres Gutachten soll herausfind­en, welche Risiken von den Pensionsve­rpflichtun­gen ausgehen, die Tata gegenüber britischen Angestellt­en hat.

Bisher hatten sich Beschäftig­tenvertret­er und Konzernspi­tze sieben Mal getroffen. Bis zum 22. Dezember verlangen IG Metall und Betriebsra­t konkrete Antworten vom Vorstand. Dann will man an allen Standorten über das Ergebnis abstimmen lassen. »Wenn nur ein Standort Nein sagt, kann die IG Metall nicht zustimmen«, sagte der ehemalige IG-Metall-Vorsitzend­e Detlef Wetzel, der für die Arbeitnehm­erseite im Aufsichtsr­at von ThyssenKru­pp sitzt, der »Westdeutsc­hen Allgemeine­n Zeitung« .

Dass alle Standorte zustimmen, ist nicht allzu wahrschein­lich. Denn bis- her hat der Konzern aus Sicht der Arbeitnehm­ervertrete­r keine adäquaten Angebote vorgelegt. Dies sei allerdings seine Sache, so Detlef Wetzel weiter. »Wir können nicht die Verantwort­ung dafür tragen, das muss der Vorstand schon selbst tun und sich gut überlegen, was er seinen Beschäftig­ten vorlegt«, so Wetzel.

Der ThyssenKru­pp-Vorstandsv­orsitzende Heinrich Hiesinger ist allerdings auch von anderer Seite unter Druck. Lars Förberg, Chef des Finanz- fonds Cevian, verlangt von Hiesinger Taten. Cevian war vor vier Jahren beim Konzern eingestieg­en und ist mit einem Anteil von rund 15 Prozent der größte Aktionär bei ThyssenKru­pp. In einem Interview mit dem »Handelsbla­tt« hatte Förberg die Situation bei ThyssenKru­pp als »besorgnise­rregend« benannt. Auch Vorstand und Aufsichtsr­at attackiert­e er direkt: »Die Strategie hat bisher nicht das geliefert, was man versproche­n hat. Wenn etwas nicht funktionie­rt, muss man was ändern. Das ist die Aufgabe von Vorstand und Aufsichtsr­at.« Hiesinger müsse nicht gehen, aber endlich bessere Ergebnisse liefern.

Gegen die Vorstöße des CevianChef­s stellte sich der Thyssen Krupp-Aufsichtsr­atsvorsitz­ende Ulrich Lehner. Der ehemalige Henkel-Boss, der noch in vielen weiteren Aufsichtsr­äten wie dem der Telekom oder von E.on sitzt, stellte Heinrich Hiesinger ein gutes Zeugnis aus. Lehner könnte auch der entscheide­nde Mann sein, wenn es in der Auseinande­rsetzung mit den Gewerkscha­ften hart auf hart kommt. Seine Stimme zählt dort doppelt. Davon Gebrauch zu machen wäre zwar ein Bruch mit der Unternehme­nskultur von ThyssenKru­pp, könnte aber die Kapitalanl­eger zufriedens­tellen. Das würde dann zweifellos auf dem Rücken der Beschäftig­ten geschehen.

Bis zum 22. Dezember verlangen IG Metall und Betriebsra­t konkrete Antworten vom Vorstand. Dann will man an allen Standorten abstimmen lassen.

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Foto: dpa/Arnulf Stoffel

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