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Leipzig scheidet aus und lernt

Nach dem 1:2 gegen Besiktas Istanbul im letzten Gruppenspi­el der Champions League will RB in der Europa League Historisch­es leisten

- Von Frank Kastner und Sandra Degenhardt, Leipzig

Kämpferisc­h und spielfreud­ig, aber nicht clever genug. Die Premierens­aison in der Champions League ist für RB Leipzig vorbei. Nun kommt die Europa League im Lernprozes­s des jungen Teams nicht ungelegen. Wortlos und angefresse­n schlich Timo Werner nach vergebenen Chancen im Dauertakt aus den Stadionkat­akomben. Die Königsklas­se ist Geschichte, jetzt heißt das neue Ziel für RB Leipzig Parc Olympique Lyonnais. Dort findet am 16. Mai 2018 vor den Toren Lyons das Finale der Europa League statt. »Wir hoffen, in der Euro League noch viele Runden spielen zu können. Das ist für unser Team ein sehr guter Entwicklun­gsschritt, da gibt es richtig gute Mannschaft­en«, sagte Leipzigs Torhüter Peter Gulacsi nach dem 1:2 (0:1) am Mittwochab­end gegen Gruppensie­ger Besiktas Istanbul. Doch: »Das Allerwicht­igste bleibt die Bundesliga«, betonte der Ungar und legte den Fokus gleich auf das Duell am Sonnabend gegen Mainz.

Eine erneute Qualifikat­ion für die Champions League bleibt laut Ralf Rangnick in dieser Saison oberstes Ziel. »Das ist jetzt die Aufgabe«, sagte der Sportdirek­tor kurz und knapp. Nur so kann er Nationalst­ürmer Werner über den noch bis 2020 laufenden Vertrag hinaus halten. Denn dafür braucht RB wegen des Financial Fairplay zusätzlich­e Einnahmen.

Da RasenBalls­port Leipzig vor fünf Jahren noch in der Regionalli­ga spielte, gibt es mit 28,78 Millionen Euro aufgrund der rückwirken­den FünfJahres-Rechnung nur wenig Fernsehgel­d aus dem neuen Verteilung­sschlüssel (FC Bayern 67,06 Millionen). »Das schränkt uns in unseren Handlungss­pielräumen enorm ein. Wir halten uns an die Vorgaben. Wir wollen keinesfall­s der erste Verein in Deutschlan­d sein, der sanktionie­rt wird«, betonte Rangnick.

In der Europa League gibt es für das Erreichen des Achtelfina­ls 750 000 Euro, für den Finalsieg würde RB sogar 6,5 Millionen Euro kassieren – plus Eintrittsk­arten, TV-Ver- marktung und Merchandis­ing. Am Montag erfährt der deutsche Vizemeiste­r, der als einer der besten Gruppendri­tten der Champions League zu den gesetzten Teams in der Auslosung zählt, seinen Gegner in der Runde der letzten 32. Da auch Red Bull Salzburg als Gruppensie­ger gesetzt ist, ist ein Spiel gegen den Schwesterk­lub zunächst nicht möglich. Die vier besten Gruppendri­tten aus der Königsklas­se treten im Hinspiel zunächst auswärts an. Leipzig hat im Rückspiel Heimrecht.

»Es wird nicht leicht, aber wir haben auch dort die Chance, wieder Historisch­es zu leisten«, sagte Hasenhüttl und denkt an »die ein oder andere K.o.-Runde. Das ist für unsere Entwicklun­g enorm wichtig.«

Denn nach sechs Spielen in der Königsklas­se ist klar: Leipzig beherrscht oftmals die namhaften Gegner, spielt frech und temporeich, doch gerade bei Standards und beim Torabschlu­ss agieren die Sachsen in Abwehr und Angriff oft noch nicht clever genug. »Wir waren nicht immer die schlechter­e Mannschaft, am Willen und an unseren fußballeri­schen Fähigkeite­n hat es nicht gemangelt, aber das reicht halt nicht immer im Fußball, da fehlt es uns noch ein bisschen«, analysiert­e Hasenhüttl die Gruppenpha­se.

Lob gab es von Besiktas-Coach Senol Günes: »Wir haben gegen den vielleicht stärksten Gegner in der Gruppe gespielt. Das war das schwerste Spiel für uns, aber wir haben mit unserer Erfahrung das Spiel gewonnen«, sagte der Trainer. Die Leipziger seien »durch ihre Unerfahren­heit« ausgeschie­den.

Leipzigs Rekordspie­ler Dominik Kaiser – 164 Pflichtspi­eleinsätze von der vierten Liga bis zur Champions League – sieht sein Team »gegen europäisch­e Topmannsch­aften auf Augenhöhe«. Und die Entwicklun­g der Mannschaft mit einem Durchschni­ttsalter von 24 Jahren ist noch nicht vorbei. »Mit jedem Spiel haben wir mehr und mehr gelernt«, resümierte Gulacsi.

 ?? Foto: imago/Christian Schroedter ?? Timo Werner (2.v.r.) und die Leipziger konnten auch beste Chancen gegen Besiktas Istanbul mit Torwart Tolga Zengin nicht nutzen.
Foto: imago/Christian Schroedter Timo Werner (2.v.r.) und die Leipziger konnten auch beste Chancen gegen Besiktas Istanbul mit Torwart Tolga Zengin nicht nutzen.

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