nd.DerTag

Der Sargnagel

Aert van Riel über anstehende Gespräche von Union und SPD

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Die SPD macht nicht den Eindruck, als hätte sie den Ernst der Lage erkannt, in der sie sich befindet. Obwohl der Partei die Wähler in Scharen davonlaufe­n, wird es vorerst keine grundlegen­de programmat­ische und personelle Neuaufstel­lung geben. Dieser Prozess war ohnehin nie im Interesse von einigen Vertretern der SPD-Spitze, die ihre Partei- und Ministerpo­sten gerne behalten möchten. Für sie kommt es nicht ungelegen, dass ihr Bundespart­eitag nun beschlosse­n hat, dass »ergebnisof­fene« Gespräche mit der Union über eine Regierungs­bildung geführt werden sollen. Diese Verhandlun­gen werden nicht einfach. Deswegen ist zu befürchten, dass in der SPD wieder einmal die Geschlosse­nheit über allem stehen wird. Auf dem Parteitag war dies in Ansätzen bereits spürbar. Eine schonungsl­ose Aufarbeitu­ng des Bundestags­wahldebake­ls und allzu heftige Kritik am Spitzenper­sonal sind dort ausgeblieb­en.

Doch endgültig entschiede­n ist noch nichts. Die Sozialdemo­kraten haben die Option, die Gespräche mit der Union abzubreche­n, in die Opposition zu gehen oder Neuwahlen in Kauf zu nehmen. Ansonsten können nur die SPD-Mitglieder eine Große Koalition oder eine enge Kooperatio­n mit der Union verhindern. Dafür gibt es viele gute Gründe. Denn jedes schwarz-rote Modell wäre ein weiterer Sargnagel für die SPD. Außerdem muss bedacht werden, dass vielen Asylbewerb­ern, Geringverd­ienern, verarmten Rentnern und Erwerbslos­en weiterhin harte Zeiten drohen, wenn die bisherige Politik fortgesetz­t wird.

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