Wir müssen Caracas neu denken
Der linkschavistische Kandidat Eduardo Samán fordert in Caracas die Regierung heraus
Bei der Bürgermeisterwahl in Caracas treten Sie als Chavist gegen die Regierungskandidatin Erika Farías von der PSUV an, der sie lange angehörten. Wie kam es dazu?
toren Anreize bieten soll. Ich glaube hingegen an einen Sozialismus von unten, einen Sozialismus der Arbeiterinnen und Arbeiter. Das Bürgermeisteramt des Municipio Libertador ist ohne Zweifel der bedeutendste Posten innerhalb von Caracas. Es geht der PSUV aber in diesem Fall gar nicht in erster Line um dieses Amt. Innerhalb der Partei haben sie schlicht
Eduardo Samán leitete zwischen 2008 und 2014 mit Unterbrechung die Verbraucherschutzbehörde Indepabis in Venezuela, von 2009 bis 2010 war er kurzzeitig Handelsminister. Aufgrund seines Eintretens gegen korrupte Strukturen im Lebensmittelsektor machte sich der 53Jährige einen Namen. Im Juni 2017 verließ er die Regierungspartei und schloss sich der kleineren chavistischen Partei PPT (Heimatland für alle) an, die aus der Gewerkschaftsbewegung hervorgegangen ist. Vor den Kommunalwahlen am 10. Dezember sprach mit ihm Tobias Lambert. Angst davor, dass sich eine neue linke, marxistische Referenz innerhalb des Chavismus herausbildet.
Abgesehen von dieser symbolischen Bedeutung der Wahl. Was ist Ihr konkretes Programm für Caracas?
Ein Programm arbeiten wir kollektiv in Versammlungen aus. Zuallererst muss es darum gehen, die Lebensadern der Stadt zu retten. Die Versorgung mit Lebensmitteln, Wasser und Elektrizität wurde völlig vernachlässigt. Und wegen der prekären Sicherheitslage schließen wir uns in Caracas nach 18 Uhr zu Hause ein. Caracas hat sich im Schatten des Erdölbooms entwickelt, doch das Erdöl generiert nicht mehr ausreichend Einnahmen. Deshalb müssen wir die Stadt neu denken. Wir müssen aus Caracas eine produktive Stadt machen, die nicht mehr von der Erdölrente abhängt und in der es Arbeit gibt, die nicht auf Ausbeutung basiert. Dabei spielt neben dem Aufbau von Industrien auch die urbane und semiurbane Landwirtschaft eine Rolle.