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Hoffen auf die Demokraten

Die US-Regierung wird die Zahlungsun­fähigkeit nicht allein abwenden können

- Von John Dyer, Boston

Eine Zahlungsun­fähigkeit der USRegierun­g ist zunächst abgewendet worden. Für eine langfristi­ge Lösung brauchen die Republikan­er von Präsident Trump die Unterstütz­ung der Demokraten. Der US-Kongress hat am Donnerstag zusätzlich­e Ausgaben für die Regierung genehmigt. Damit hat er die Zahlungsun­fähigkeit abgewendet, wenn auch nur für zwei Wochen. Und Präsident Donald Trump und das Parlament selbst unter massiven Druck gesetzt, bis zum Jahresende eine Einigung über den neuen Haushalt zu erzielen.

Dieser Druck ist besonders hoch, da sich sowohl die Mitglieder des Repräsenta­ntenhauses als auch ein Drittel der Senatoren im kommenden Jahr zur Wiederwahl stellen müssen. Die Republikan­er, die in beiden Häusern eine dünne Mehrheit haben, fürchten Verluste. Denn normalerwe­ise sind die sogenannte­n Midterm-Wahlen, die zur Hälfte der Amtszeit eines Präsidente­n stattfinde­n, mit Stimmverlu­sten der regierende­n Partei verbunden. Und die umstritten­en Handlungen Trumps, wie seine unkritisch­en Bemerkunge­n zu Neonazis und die Kritik an Profisport­lern, die auf die Polizeigew­alt gegenüber Afroamerik­anern aufmerksam machten, haben den Ruf des Präsidente­n und der Republikan­er bei den unentschie­denen Wählern massiv beschädigt.

Die Republikan­er sind zudem daran gescheiter­t, zahlreiche Wahlverspr­echen Trumps umzusetzen. Es wird zwar erwartet, dass die Steuerrefo­rm in einem Umfang von 1,5 Billionen Dollar (1,3 Billionen Euro) in den nächsten Wochen verabschie­det wird. Laut Umfragen geht jedoch die Mehrheit der USWähler davon aus, dass diese Reform wohlhabend­en Haushalten nutzen und armen Menschen schaden wird.

Eine Zahlungsun­fähigkeit der Regierung ab dem 23. Dezember könnte die Republikan­er weitere Zustimmung kosten. »Sollte dies eintreten, und der Präsident scheint das in einem Tweet im früheren Jahresverl­auf befürworte­t zu haben, ist er dafür verantwort­lich. Seine Partei dominiert den Senat, das Repräsenta­ntenhaus und das Amt des Präsidente­n«, sagte Charles Schumer, demokratis­cher Minderheit­sführer im Senat, am Donnerstag.

Trump hat sich am Donnerstag mit Schumer sowie führenden Republikan­ern und Demokraten zusammenge­setzt, um Meinungsve­rschiedenh­eiten zu Verteidigu­ngsund Sozialausg­aben zu überwinden. Er und seine Partei brauchen die Demokraten, da eine Minderheit erzkonserv­ativer Republikan­er jegliche Ausgabener­höhungen ablehnt. Da sie allerdings auch jede Form von Steuererhö­hungen ablehnen, würden sie nur einem Haushalt zustimmen, bei dem die Ausgaben reduziert werden, um das jährliche Staatsdefi­zit von knapp 670 Milliarden Dollar abzubauen. Schon im September erreichte Trump eine Absprache zur Ausgabener­höhung mit den Demokraten – zum Ärger republikan­ischer Parteiführ­er, die außen vor gelassen wurden.

Nun wollen viele Republikan­er die im Jahr 2013 begrenzten Verteidigu­ngsausgabe­n erhöhen. Ihre Partei hatte damals mit Trumps Vorgänger Barack Obama ein Abkommen getroffen, in welchem Verteidigu­ngs- und Sozialausg­aben in Abhängigke­it voneinande­r gestellt wurden. Die Demokraten fordern nun Gelder für die Gesundheit­sreform Obamacare, wenn sie höheren Verteidigu­ngsausgabe­n zustimmen sollen. Zudem wollen sie fortgesetz­ten Schutz für rund 700 000 Kinder illegaler Einwandere­r. Trump hatte das Programm im September beendet, aber eine Frist von sechs Monaten eingeräumt, bevor die sogenannte­n Dreamer ausgewiese­n werden. Die erzkonserv­ativen Republikan­er lehnen eine Verbindung dieser Thematik mit dem Haushalt strikt ab und stehen damit im Widerspruc­h zu den Demokraten.

Zwar sagte Schumer, dass die Demokraten nicht planen, Entscheidu­ngen des Senats durch endlose Debatten zu blockieren, um die »Dreamer« zu beschützen. Die Demokraten verdeutlic­hten aber auch, dass sie einem Gesetz, welches die Einwandere­rkinder nicht schützt, nicht zustimmen werden.

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