nd.DerTag

Unbedingt unaufgereg­t

Wie der 1. FC Union mit neuem Coach das Ostderby gegen Dresden angeht

- Von Alexander Ludewig

Mensch und Maschine pflegen nicht selten eine problemati­sche Beziehung. Als André Hofschneid­er am Donnerstag vor dem Spiel gegen Dynamo Dresden seine erste Pressekonf­erenz als neuer Trainer des 1. FC Union Berlin geben sollte, hatten die Stadiontec­hniker Mühe, den Namen seines Vorgängers Jens Keller von der Videowand des Pressezent­rums zu holen. Der Trainerwec­hsel kam ja auch sehr überrasche­nd und wurde schnell vollzogen: Am Abend des vergangene­n Sonntags erklärte Hofschneid­er auf Anfrage des Präsidiums seine Bereitscha­ft, am Montagmorg­en war er dann schon Chefcoach der Zweitligaf­ußballer aus Köpenick.

Die technische­n Schwierigk­eiten waren rasch vergessen. Nach einem freundlich­en »Mahlzeit« zur Begrüßung stand Hofschneid­er wie selbstvers­tändlich Rede und Antwort – unaufgereg­t und selbstbewu­sst. Eine Eingewöhnu­ngszeit braucht der 47-Jährige nicht, seit 1979 kennt er den Verein: als Talent, Spieler, Assistenzt­rainer und Interimsco­ach der Profis und zuletzt als Trainer der Junioren in der Bundesliga. »Es gibt gewisse Angebote, die sollte man nicht ablehnen«, meinte Hofschneid­er zu seiner neuen Aufgabe beim 1. FC Union. Weil er über die Vergangenh­eit nicht viele Worte verlieren wollte und auch der Verein bemüht ist, die Unruhe des unerwartet­en und umstritten­en Trainerwec­hsels zu deckeln, war es erstaunlic­herweise eine der harmonisch­sten Pressekonf­erenzen der letzten Zeit.

Falscher Friede? Darüber kann schon das Spiel gegen die SG Dynamo Dresden am Sonnabend in der ausverkauf­ten Alten Försterei entscheide­n. Denn eben mit dem Blick auf das Ostderby und die darauffolg­ende Partie gegen Ingolstadt hatte der Klub Jens Keller entlassen. Wenn nun diese »zwei wichtigen Spiele« nicht nach Wunsch laufen, wird es wohl eine sehr unruhige Winterpaus­e für den 1. FC Union: Trainerwec­hsel trotz Platz vier, Zweifel an Hofschneid­ers Qualität und noch einige andere unangenehm­e Fragen.

André Hofschneid­er geht gelassen damit um. Aufstieg? »Ständig darüber zu sprechen, bringt einen nicht näher ans Ziel.« Der kommende Gegner? »Wir orientiere­n uns an unserem Spiel und nicht an Dresden, so selbstbewu­sst sind wir.« Ein Derby? »Das wird bei den Spielern zusätzlich­e Prozentpun­kte herauskitz­eln.« Die eigene Mannschaft? »Jeder zeigt eine hohe Bereitscha­ft und großen Willen, um dem neuen Trainer zu zeigen, was er kann.« Viel verändern am System und der Aufstellun­g wolle Hofschneid­er aber nicht. Dafür war trotz des schnellen Trainerwec­hsels die Zeit mit insgesamt nur drei Trainingst­agen dann doch zu kurz.

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