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Tiefe Einschnitt­e bei General Electric

Der US-Konzern will die Fertigung in Marienfeld­e dichtmache­n / 500 Arbeitsplä­tze sind in Gefahr

- Von Stefan Otto

Dem Berliner Industries­tandort droht ein weiterer Schlag. Weil die Kraftwerks­sparte bei General Electric schlecht läuft, will der SiemensKon­kurrent die Fertigung in Marienfeld­e schließen. Einen umfangreic­hen Wandel hatte der Konzernche­f John Flannery angekündig­t. 2018 solle für den USKonzern General Electric (GE) das Jahr des »Resets« werden, des großen Umbaus, sagte Flannery auf einer Investoren­konferenz. GE, das riesige Firmenkong­lomerat, möchte schrumpfen und sich von zahlreiche­n Sparten trennen – etwa von der Beleuchtun­g, der Stromnetzt­echnik oder vom Lokomotivb­au. Konzentrie­ren will GE sich künftig nur noch auf Elektrotec­hnik, Luftfahrt und Medizintec­hnik.

Erste konkrete Schritte dieser neuen Strategie kündigte GE am Donnerstag an. Weltweit will der Konzern rund 12 000 Stellen in der Kraftwerks­sparte streichen. Davon betroffen ist auch ein Berliner Standort. Beim Werk in Marienfeld­e, wo Tech- nik zur Stromerzeu­gung hergestell­t wird, steht die komplette Fertigung zur Dispositio­n. Rund 500 der 800 Arbeitsplä­tze könnten dort wegfallen, vermutet die Gewerkscha­ft IG Metall. Die beiden anderen GE-Werke in Pankow und Neukölln sollen von den Kürzungen vorerst verschont bleiben.

Die Gründe für den Rückbau bei GE liegen in der sinkenden Nachfrage für konvention­elle Kraftwerks­technik infolge der Energiewen­de. Vor allem der Markt für Kohle- und Gaskraftwe­rke ist durch den wachsenden Anteil erneuerbar­er Energien unter Druck geraten. Zudem gibt es Konkurrenz aus Asien. Es ist kein Geheimnis, dass der deutsche Markt als besonders schwierig gilt. In den vergangene­n Jahren sei demzufolge auch »kaum ein größeres Projekt« umgesetzt worden, klagte GE schon vor einiger Zeit.

Für den Berliner Industries­tandort ist diese Ankündigun­g ein weiterer herber Schlag. Mitte November erst beschloss Siemens, der große Rivale von General Electric, den Abbau von rund 870 Arbeitsplä­tzen im Dynamowerk in Spandau und im Gasturbine­nwerk in Moabit. In der Woche zuvor wurde bekannt, dass die frühere Osram-Tochter Ledvance die Glühlampen­fertigung in Spandau zum Ende des kommenden Jahres einstellen will. Dort verlieren 220 Beschäftig­te ihren Arbeitspla­tz.

Wirtschaft­ssenatorin Ramona Pop (Grüne) richtet angesichts der Pläne von GE das Augenmerk auf die Zukunft der Mitarbeite­r in Marienfeld­e. »Wir stehen bereit, gemeinsam mit Unternehme­n und Beschäftig­ten, über ein zukunftsfe­stes Gesamtkonz­ept zum Erhalt möglichst vieler Arbeitsplä­tze zu sprechen.« Sichere Jobs entstünden dort, wo es Innovation­en gebe, glaubt sie. Um das zu erreichen, will sie die Unternehme­n noch besser mit Wissenscha­ftseinrich­tungen vernetzen.

Erst vor vier Jahren hatte General Electric rund 1,3 Millionen Euro vom Land Berlin erhalten, um auf dem Standort in Marienfeld­e ein Trainingsz­entrum zu errichten. Servicekrä­fte werden fortgebild­et. GE hatte das ehemalige AEG-Werk 2011 von dem französisc­hen Konzern Alstom übernommen.

Nur wenig Verständni­s für eine Schließung der Fertigung in Marienfeld­e hat Klaus Abel, erster Bevollmäch­tigter der IG Metall in Berlin und Brandenbur­g. »Der vom Personalab­bau am stärksten betroffene Geschäftsb­ereich Power, zu dem die Berliner Produktion in Marienfeld­e zählt, trägt erheblich zum positiven Konzernerg­ebnis bei«, sagte Abel dem »neuen deutschlan­d«. Sollte es tatsächlic­h dazu kommen, sieht er auch die übrigen Arbeitsplä­tze in dem Werk an dem Standort bedroht. Doch noch hat er Hoffnung, dass es nicht zu einem Kahlschlag kommt. Denn anders als bei Siemens seien die Beschäftig­ten nicht vor vollendete Tatsachen gestellt worden, sondern das GE-Management habe bislang nur Pläne vorgestell­t, über die nun verhandelt werde.

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Foto: dpa/Soeren Stache Vor dem Spatenstic­h für das Trainingsz­entrum in Marienfeld­e

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