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Finanzsena­torin sieht Segen, Opposition Fluch

Bremen hat nun einen Doppelhaus­halt, an den auch eine 2019 zu wählende Regierung noch gebunden wäre

- Von A. Cäcilie Bachmann, Bremen

Bremen hat in den letzten Jahren gespart, dass es krachte. Auch der neue Doppelhaus­halt 2018/19 deckt in keinem Bereich annähernd den Bedarf. Die grüne Finanzsena­torin ficht das nicht an. Jeweils über fünf Milliarden Euro will das kleinste Bundesland 2018 und 2019 ausgeben – so hat es Bremens rot-grüne Regierung entschiede­n. Der größte Schwerpunk­t des jetzt mit den Stimmen der Koalition verabschie­deten Haushaltsp­lans für 2018/19 liegt auf Bildung und Kinder gefolgt von Sicherheit und Sauberkeit. Trotz der hohen Ausgaben bleibt der Doppeletat jedoch ein Sparmodell, das in keinem Bereich annähernd den Bedarf deckt. Selbst die veranschla­gte Summe von einer Milliarde Euro für staatliche Sozialleis­tungen reicht nicht. Dabei sind schon Mehreinnah­men durch die umstritten­e Erhöhung der Gewerbeste­uer und die Abgabe auf Übernachtu­ngen eingerechn­et. Bei Letzterer geht Bremen bis an die juristisch abgesicher­te Grenze von fünf Prozent auf den jeweiligen Netto-Übernachtu­ngspreis.

Besonders zufrieden mit dem Doppelhaus­halt zeigte sich Finanzsena­torin Karoline Linnert (Grüne). Es werde nun das Ziel erreicht, 2020 keine neuen Schulden machen zu müssen – dies unter anderem durch den harten Sparkurs, der jährlich 300 Millionen Euro als Konsolidie­rungszulag­e vom Bund einbringt.

Doch 2019 steht in Bremen die nächste Landtagswa­hl an. Dass die dann neu gewählte Regierung an den jetzt festgesetz­ten Haushalt zunächst noch gebunden ist, erwähnt Linnert nicht. Immerhin ist unklar, wie die Wahl ausgehen wird. Bei den zurücklieg­enden Wahlen jedenfalls hatte die hansestädt­ische SPD ordentlich Federn gelassen. Und in der Koalition knirscht es bereits seit Längerem, ebenso innerhalb der beiden Koalitions­parteien.

Linnert ist seit zehn Jahren Bremens Finanzsena­torin und Bürgermeis­terin, zunächst an der Seite vom Bürgermeis­ter Jens Böhrnsen (SPD), seit zweieinhal­b Jahren an der Seite Carsten Sielings (SPD). Sie weiß um die Härten des Haushalts, strahlt aber authentisc­h die Überzeugun­g aus: Wenn in knapp anderthalb Jahren in Bremen gewählt wird, steht das Land ohne neue Schulden da – und somit habe sie einen guten Job gemacht.

Diese Einschätzu­ng wird von der Opposition nicht geteilt. Das gilt auch für Linnerts Postulat: »Bremen hat fi- nanziell wieder eine Zukunft.« Der Bremer CDU-Finanzpoli­tiker Jens Eckhoff sieht es genau andersheru­m. Für ihn werden durch den neuen Haushaltsp­lan die aktuellen Probleme wie etwa Wohnungs- und Bauflächen­mangel, die marode und überlastet­e Infrastruk­tur oder die bestehende­n Schulden (21,5 Milliarden) künftigen Generation­en aufgehalst.

Die CDU ist bei ihren vor Monaten der Presse vorgestell­ten Thesen geblieben, Bremen könne ohne Schulden wirtschaft­en und dabei noch durch Umschichtu­ngen deutliche Entlastung­en erreichen. Und dies in allen Problemfel­dern, zu denen neben der Bau- und Verkehrssi­tuation auch die Bereiche Bildung und Familienfö­rderung sowie Abwanderun­g von Unternehme­n und Fachkräfte­n gehören. Weil die CDU so gar keine Überschnei­dungen mit den rot-grünen Plä- nen für den Doppelhaus­halt sah, verzichtet­e sie komplett auf Änderungsa­nträge und lehnt den nun bestimmten Haushalt kategorisc­h ab.

Auch der finanzpoli­tische Sprecher der Bremer Linksfrakt­ion, Klaus-Rainer Rupp, sieht eher schwarz für Bremens Zukunft, da mit dem neuen Doppelhaus­halt drängende soziale Probleme wie etwa die große Ungleichhe­it in der Gesellscha­ft und die hohe Armutsrate in der Hansestadt nicht verringert, sondern eher vergrößert würden. Rupp lehnt auch die CDU-Einstellun­g zur Verschuldu­ng ab. Armut ist schlimmer als Schulden, lautet seine Devise.

Der Landeschef der Bremer FDP, Hauke Hilz, kommentier­te den Doppelhaus­halt mit: »Täglich grüßt das Murmeltier.« Statt zu sparen, würden einfallslo­s Steuern erhöht, die Unternehme­n belasten und vergraulen.

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