nd.DerTag

Sieg auf der sekundären Ebene

Martin Ling zu den Kommunalwa­hlen in Venezuela und ihren Folgen

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Die Ergebnisse erinnern an die besten Zeiten unter Hugo Chávez: »Wir haben mehr als 300 von 335 Rathäusern gewonnen«, jubilierte Venezuelas Präsident Nicolás Maduro längst vor der Bekanntgab­e des öffentlich­en Ergebnisse­s. Es gibt aber keine Zweifel an dem überragend­en Sieg der Regierungs­partei PSUV, allein schon deshalb, weil der Boykott dreier bedeutende­r rechter Opposition­sparteien den Weg freimachte.

Politisch gewinnt die PSUV seit dem Ende der gewalttäti­gen Proteste im Frühjahr mit über 120 Toten gewaltig an Boden. Mittels der umstritten­en Einberufun­g der Verfassung­gebenden Versammlun­g (VV) macht die PSUV mehr oder weniger, was sie will. Das wird bei den Präsidents­chaftswahl­en im kommenden Jahr seine Fortsetzun­g finden, denn Maduro hat mit dem Verweis auf das »Kriterium der Verfassung­gebenden Versammlun­g« darauf hingewiese­n, dass alle Boykotteur­e vom 10. Dezember auch bei den Präsidents­chaftswahl­en ausgeschlo­ssen sind. Damit hat Maduro Stand jetzt keinen Gegenkandi­daten, der ihm so gefährlich werden kann wie der auch vom Boykott betroffene Henrique Capriles, den er 2013 nur denkbar knapp bezwingen konnte. Maduros Crux ist derweil, dass ihm die politische­n Siege nichts nutzen, wenn er die tiefe Wirtschaft­skrise und den gesellscha­ftlichen Zerfall nicht zu stoppen vermag. Und das ist nicht in Sicht.

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