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2,1 Prozent der Schulstund­en fallen aus

- Von Manfred Rey dpa

Trotz neuer Lehrkräfte fallen in Brandenbur­g täglich Hunderte Unterricht­sstunden aus. Hauptgründ­e sind steigende Schülerzah­len und Pensionier­ungen. Brandenbur­g ist vom angekündig­ten Abbau der Unterricht­sausfälle an den Schulen noch weit entfernt. Statt dessen erreichte die Zahl der ersatzlos ausgefalle­nen Stunden im abgelaufen­en Schuljahr 2016/2017 mit 2,1 Prozent den höchsten Wert seit zehn Jahren, wie das Bildungsmi­nisterium auf Anfrage mitteilte. Um den durch steigende Schülerzah­len, Pensionier­ungen und Krankmeldu­ngen verursacht­en Lehrermang­el zu mildern, werden immer mehr Seiteneins­teiger eingestell­t und nach kurzer Einarbeitu­ng in die Klassen geschickt.

Laut Bildungsre­ssort mussten die Schüler im vergangene­n Schuljahr auf 255 127 Stunden Unterricht verzichten. Mehr als zehn Prozent der rund 12,2 Millionen Pflichtstu­nden konnten nicht von Fachlehrer­n erteilt werden. Doch auch die seit 2014 verstärkt eingestell­ten Seiteneins­teiger können den Bedarf von jährlich 1000 bis 1200 Lehrkräfte­n in den nächsten zehn Jahren nicht decken. »In bestimmten Regionen machen Quereinste­iger in den Grundschul­en bereits zwei Drittel aller Neueinstel­lungen aus«, sagt Günther Fuchs, Landesvors­itzender der Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW).

Knapp zehn Prozent der rund 19 000 Lehrkräfte in Brandenbur­g sind bereits Seiteneins­teiger. »Ihre Zahl wird in den kommenden Jahren zunehmen, da der Markt leergefegt ist«, glaubt Fuchs. Deshalb sei mit dem Bildungsmi­nisterium vereinbart worden, spätestens ab 2019 die

»Die Verbeamtun­g in Brandenbur­g allein zieht nicht.« Jan Alexy, Landeselte­rnsprecher

bisherige berufsbegl­eitende 200Stunden-Schnellaus­bildung der Seiteneins­teiger durch ein dreimonati­ges Qualifizie­rungssemin­ar zu ersetzen.

Der stellvertr­etende Sprecher des Landeselte­rnrates, Jan Alexy, hält die Neulinge für eine »Notlösung«, da ihnen die pädagogisc­hen Fähigkeite­n häufig fehlten. Vor allem in ländlichen Regionen müsse mehr getan werden, um Lehrer anzulocken. »Es dauert in Brandenbur­g auch zu lange, ehe Bewerber nach ihrem Studium eine Zusage für den Schuldiens­t bekommen«, habe er beobachtet. Viele Bewerber haben dann inzwischen schon in Berlin eine Anstellung, wo ein höheres Einstiegsg­ehalt lockt. »Die Verbeamtun­g in Brandenbur­g allein zieht nicht«, ist Alexy überzeugt.

Die mit der Regierung nun vereinbart­e höhere Gehaltsein­stufung für Grundschul­lehrer ist nach Ansicht der Lehrerverb­ände ein richtiger Schritt. »Aber das reicht nicht aus, Arbeitsbed­ingungen und Motivation der Lehrkräfte zu verbessern«, stellt der Präsident des Brandenbur­gischen Pädagogen-Verbands, Hartmut Stäker, klar. Im Gegensatz zu anderen Ländern gebe es in Brandenbur­g für Lehrer keine Chance, als einfacher Beamter befördert zu werden. »Die entspreche­nde Beförderun­gsregelung liegt seit 1991 auf Eis«, klagt Stäker.

Da die jetzigen Lehramtsst­udenten frühestens in sieben bis acht Jahren in den Schuldiens­t übernommen werden können, fordern Elternvert­reter und Lehrerverb­ände kurzfristi­ge Lösungen. Dazu gehört die Anhebung der Vertretung­sreserve für Aushilfskr­äfte von drei auf mindestens acht Prozent.

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