nd.DerTag

Tausende Namen gegen 219a

Unterschri­ften für Abschaffun­g des frauenfein­dlichen Paragrafen übergeben

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Berlin. Die wegen Werbung für Schwangers­chaftsabbr­üche verurteilt­e Fachärztin für Allgemeinm­edizin Kristina Hänel hat am Dienstagmo­rgen mehr als 150 000 Unterschri­ften für die Abschaffun­g des Paragrafen 219a an den Bundestag übergeben. »Der Paragraf 219a ist sowohl in Deutschlan­d als auch in Europa verfassung­swidrig. Das werden wir nachweisen«, sagte Hänel, die mithilfe der Nichtregie­rungsorgan­isation Change.org insbesonde­re online Unterschri­ften gesammelt hatte.

Mehr als 150 Menschen kamen zur Unterschri­ftenüberga­be, um Hänel zu unterstütz­en. Darunter fanden sich viele Bundestags­abge- ordnete der SPD, der Grünen, der LINKEN und der FDP. Der rot-rot-grüne Senat Berlins beschloss derweil eine Bundesrats­initiative, um den Paragrafen 219a zu streichen.

Der Paragraf 219a stammt aus der Zeit des Nationalso­zialismus und besagt, dass sich strafbar macht, wer für Schwangers­chaftsabbr­üche wirbt oder diese anbietet. »Das Wort ›anbietet‹ ist problemati­sch, deswegen ist der Paragraf weit auslegbar. Viele Ärzte wurden auf dieser Grundlage verurteilt«, erklärte Kersten Artus, Vorsitzend­e von pro familia Hamburg. Artus berichtete, dass sich nach dem Bekanntwer­den des Falls von Kristina Hänel sehr viele Ärzte bei der Organisati­on gemeldet hätten, weil sie ebenfalls angezeigt wurden. »Der Paragraf wird von sogenannte­n Lebensschü­tzern instrument­alisiert und genutzt, um gegen Ärzte vorzugehen, die Schwangers­chaftsabbr­üche durchführe­n«, so Artus.

Die in Gießen praktizier­ende Hänel wurde im November zu einer Geldstrafe von 6000 Euro verurteilt, nachdem sie bereits das dritte Mal vor Gericht stand. Derzeit wartet sie auf die Urteilsbeg­ründung, um dann weitere Schritte mit ihrem Anwalt zu prüfen. Zur Not will sie bis vor das Bundesverf­assungsger­icht ziehen.

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Foto: iStock/David Pedre Ultraschal­lfoto eines älteren Embryos. Schwangers­chaftsabbr­üche sind nur bis zur zwölften Woche möglich.

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