nd.DerTag

Macrons Kosmetik

Kurt Stenger über den neuen Zampano der Klimapolit­ik

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26 000 Euro hat Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron alleine in den ersten drei Monaten seiner Amtszeit für Schminke ausgegeben. Perfektes Aussehen hat gerade er nötig, wo er doch die Politik der großen Auftritte im Rampenlich­t liebt. Das gilt auch für den Klimaschut­z, wo er den von ihm beanspruch­ten Führungsan­spruch mit seinem »One Planet Summit« in Paris eindrucksv­oll unterstric­hen hat. Bei dem Gipfel mit den besonders klimaschut­zwilligen Staats- und Regierungs­chefs hat er durchgeset­zt, dass nun auch die Schifffahr­t ihre CO2-Emissionen begrenzen muss, und er hat Zug in die internatio­nalen Verhandlun­gen über noch offene Fragen, insbesonde­re die finanziell­en, gebracht, die beim letzten UN-Gipfel wieder mal nicht vorankamen. Macron hat ferner deutlich gemacht, dass niemand die TrumpAdmin­istration braucht, zumal wichtige US-Vertreter der Staaten und der Finanzwirt­schaft dafür sorgen wollen, dass das Land seine Klimaschut­zziele erreicht.

Es ist natürlich gut, dass in dieser zentralen Zukunftsfr­age ein wichtiger Akteur wieder aufs Tempo drückt. Doch ob Macrons wirtschaft­sfreundlic­he Strategie beim Kampf gegen die Erderwärmu­ng erfolgvers­prechend ist, darf stark bezweifelt werden. Er darf nicht den Schwankung­en des Marktes und dem Primat der Profitabil­ität unterworfe­n werden. Die Staaten müssen die Vorgaben machen. Sonst besteht die ernsthafte Gefahr, dass Klimaschut­z zu bloßer Kosmetik wirtschaft­licher Interessen gerät.

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