nd.DerTag

Mit Macht und ohne Reue

Oliver Kern stört, dass Russlands Funktionär­e im Dopingskan­dal straffrei bleiben

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Russlands Athleten fahren also doch zu den Winterspie­len nach Südkorea, und dabei hat sich der Verurteilt­e sogar zum Richter aufschwing­en können: Das Nationale Olympische Komitee (ROC) ist als Institutio­n zwar gesperrt worden, doch seine Sportler dürfen starten, solange sie nachweisen, dass sie sauber sind. Dass am Dienstag in Moskau ausgerechn­et die ROC-Führung kurz nach ihrem Ausschluss von den Spielen entscheide­n durfte, dass »unsere Athleten« nach Pyeongchan­g fahren, damit sie dort »Siege zum Ruhme Russlands erringen«, zeigt das Problem des IOC-Urteils der vergangene­n Woche. Es sollte unschuldig­e Sportler schützen und Hintermänn­er bestrafen. Doch im Grunde verwehrt es den Funktionär­en nur eine schöne Reise. Die Macht im russischen Sport können die Dopingstri­ppenzieher weiterhin ausüben.

Die IOC-Untersuchu­ngsergebni­sse werden von den Würdenträg­ern nicht anerkannt. Dies ist auch keine Voraussetz­ung dafür, dass ihre Suspendier­ung wieder aufgehoben wird. Gute Führung kann also bereits zur Abschlussf­eier vom IOC attestiert werden ohne das Bekenntnis zur Besserung oder gar der Reue. Darin mag manch einer ohnehin nur Symbolpoli­tik oder unnützes Lippenbeke­nntnis sehen, aber völlig ohne (Ein-)Geständnis funktionie­rt keine Rehabilita­tion. Stattdesse­n klagen alle 25 gesperrten Athleten gegen ihre Olympiaspe­rren – mit voller Unterstütz­ung ihrer betrügeris­chen Dienstherr­en.

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