Querschlägerin
Neue Töne aus dem Weißen Haus: Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Nikki Haley, unterstützt als erstes Regierungsmitglied öffentlich die Frauen, die Donald Trump der sexuellen Belästigung beschuldigt haben. In einem Fernsehinterview forderte sie, dass den betroffenen Frauen zugehört werden müsse. »Ich glaube, dass jede Frau, die sich auf irgendeine Weise verletzt oder misshandelt gefühlt hat, jedes Recht hat, sich zu äußern«, sagte Haley.
Trump drohte den betroffenen Frauen noch im Wahlkampf an, sie verklagen zu wollen – wegen Verleumdung. Trumps Sprecherin erklärte dazu, die Amerikaner hätten ihren Präsidenten selbst gewählt – und damit die Anschuldigungen gegen ihn ad acta gelegt. Dazu Haley: »Ich weiß, dass er gewählt worden ist. Aber Frauen sollten nie Scheu haben müssen, an die Öffentlichkeit zu gehen.«
Haley ist die erste Frau, die Trump für einen Kabinettsposten aufgestellt hat. Dabei hatte die 45Jährige seine Einwanderungspolitik zuvor scharf kritisiert und eingeräumt, kein »Fan« des Präsidenten zu sein.
Nikki Haley, geborene Nimrata Randhawa, war die erste weibliche Gouverneurin im Bundesstaat South Carolina. Ihre Eltern gehören der indischen Religionsgemeinschaft der Sikhs an. Haley konvertierte später zum Christentum und heiratete einen Offizier der Nationalgarde. Die Eltern waren die ersten indischen Einwanderer in Haleys Geburtsort Bamberg, South Carolina. Ihr Vater arbeitete als Biologieprofessor, die Mutter führte ein Bekleidungsgeschäft, das Haley zu einem erfolgreichen Unternehmen mit Millionenumsätzen ausbaute, bevor sie in die Politik ging.
Abgesehen von ihren aktuellen Äußerungen zu den Missbrauchsvorwürfen unterstützt Haley, die der rechtpopulistischen Tea-PartyBewegung angehört, Trumps Linie voll und ganz. Sie engagiert sich gegen Abtreibungen und gleichgeschlechtliche Ehe und will, wie Trump, das von Obama installierte Krankenversicherungssystem abschaffen. Auch in seiner Entscheidung, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen, steht Haley voll hinter Trump.