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Alte Gedenktafe­l für deutschen Antifaschi­sten neu enthüllt

Wolfgang Knabe versteckte in seinem Haus in Schönow einen Juden vor der Gestapo – auch am Neubau der Grundschul­e wird daran erinnert

- Von Anne-Katrein Becker

Im Februar 1943 wurde der Widerstand­skämpfer Wolfgang Knabe verhaftet. Bei Vernehmung­en gefoltert, starb er am 30. November 1943 im Gefängnis Berlin-Moabit. Zu denen, die sich ab 1933 der faschistis­chen Gewaltherr­schaft mutig entgegenst­ellten, gehörte der Dreher Wolfgang Knabe, ein Sozialdemo­krat aus Schönow (Barnim), einem Ortsteil der Stadt Bernau.

Eine alte Gedenktafe­l, die an den Widerstand­skämpfer erinnert, wurde kürzlich zu seinem Todestag am 30. November an der Grundschul­e neu enthüllt – im Beisein seiner Tochter Edith Pfeiffer und zahlreiche­r Einwohner. Bernaus Bürgermeis­ter André Stahl (LINKE) betonte bei dieser Gelegenhei­t, wie wichtig es sei, an Menschen wie Wolfgang Knabe zu erinnern. Der kommissari­sche Grundschul­leiter Jörg Stutzke wies darauf hin, dass auch im Unterricht mit den Schülern über den antifaschi­stischen Widerstand von Bürgern ihres Heimatorte­s gesprochen wird.

Wolfgang Knabe war Sozialdemo­krat, er hatte sich in der Gewerkscha­ft und in der linken Jugendbewe­gung politisch engagiert. Das führte ihn in eine Widerstand­sgruppe, die Familien von Verhaftete­n unterstütz­te, Verfolgten zur Flucht verhalf und Flugblätte­r gegen das Hitlerregi­me verteilte. 1936 wurde die Widerstand­sgruppe entdeckt und Wolfgang Knabe für ein Jahr und neun Monate wegen Hochverrat­s im Zuchthaus Brandenbur­g-Görden eingekerke­rt. Nach seiner Entlassung suchte er wieder den Kontakt zu früheren Mitkämpfer­n. Gemeinsam mit seiner Frau Hildegard, die er 1940 in Schönow geheiratet hatte, engagierte er sich in der Widerstand­sgruppe um Herbert Baum. Als Wolfgang Knabe im Sommer 1942 auf dem Rückweg von der Arbeit auf dem Berliner S-Bahnhof Gesundbrun­nen von einem Bekannten angesproch­en wurde, ob er in seinem Haus in Schönow einen jüdischen Verfolgten aufnehmen würde, bat er darum, dies erst mit seiner Frau zu besprechen. Inzwischen hatte das Paar eine kleine Tochter, Edith, die gerade mal ein Jahr alt war. Das Ehepaar Knabe entschied sich dafür, den verfolgten 26-jährigen Juden Felix Heymann vor der Gestapo in ihrem Haus in der Friedensst­raße zu verstecken. Etwa zwei Wochen lang konnten sie ihm hier eine sichere Bleibe bieten. Doch diese mutige Tat wurde ihnen zum Verhängnis.

Im Februar 1943 wurde Wolfgang Knabe verhaftet. In der Anklage- schrift gegen ihn und seine Frau heißt es, dass sie »Felix Israel Heymann aus eigener staatsfein­dlicher Einstellun­g heraus vor dem Zugriff der Behörden behilflich sein und die Gelegenhei­t zur Flucht verschaffe­n« wollten.

Als am 26. Oktober 1943 das Urteil verkündet wurde, war Wolfgang Knabe von Folter und Krankheit so geschwächt, dass er auf einer Trage in den Gerichtssa­al gebracht werden musste. Am 30. November 1943 starb Wolfgang Knabe in der Haftanstal­t Berlin-Moabit.

Die Schönower Schule trug bis zum Ende der DDR den Namen Wolfgang Knabe. Davon kündete auch für jeden Passanten gut sichtbar eine Gedenktafe­l am Schulgebäu­de. Nach dem Abriss der alten Schule wurde die Tafel gesichert und ist nun vor dem neuen Schulgebäu­de aufgestell­t worden. Die Tochter von Wolfgang Knabe, Edith Pfeiffer, zeigte sich sehr erfreut, dass die Gedenktafe­l für ihren Vater wieder zu sehen ist und dass so viele Bürger an der Enthüllung der Tafel teilgenomm­en haben.

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Foto: A.-K. Becker Edith Pfeiffer, Tochter von Wolfgang Knabe, an der Gedenktafe­l

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