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Wer die Fabriken der Welt ausrüstet

Der größte Industriez­weig in Deutschlan­d produziert drei von vier Maschinen für den Export

- Von Hermannus Pfeiffer

Seinen Ruf als Exportwelt­meister hat Deutschlan­d vor allem dem Maschinenb­au zu verdanken. Die Branche ist wichtiger als die Autoindust­rie, erfolgreic­her als Chemie und Elektro. So ist es auch 2017. China mag die Fabrik der Welt sein, doch ausgerüste­t wird diese von der Industrie in Deutschlan­d, schrieb vor Jahren das britische Wirtschaft­smagazin »The Economist«. Gemeint war damit vor allem eine spezielle Branche: der Maschinenb­au. Jede zehnte Maschine, die hierzuland­e gebaut wird, landet in China. Und es werden immer mehr: »Einen Zuwachs der Ausfuhren um 24 Prozent in den ersten neun Monaten hätten wir Anfang des Jahres nicht für möglich gehalten«, staunte selbst der Präsident des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), Carl Martin Welcker, am Dienstag auf der Jahrespres­sekonferen­z seiner Organisati­on in Frankfurt am Main. Die Anstrengun­gen der Regierung in Peking, das Land rund um den 19. Parteitag der Kommunisti­schen Partei »in bester Blüte zu präsentier­en«, hätten gefruchtet.

Angst vor der Konkurrenz aus Fernost hat der Verband der Maschinenb­auer nicht. Der VDMA wolle keine neuen Hinderniss­e für Investoren, die nach Deutschlan­d kommen, aber man erwarte dieselben günstigen Investitio­nsbedingun­gen auch in Asien. »Und wir lehnen es ganz klar ab, dass Parteikade­r in China versuchen, auf die Geschäftsf­ührungen unserer Unternehme­n mehr Einfluss zu nehmen«, schimpfte Welcker, ein gelernter Schlosser. Rund 750 zumeist mittelstän­dische Maschinenb­auer aus Deutschlan­d seien in China bereits vor Ort und leisteten einen großen Beitrag zur technologi­schen Entwicklun­g des Landes.

Der VDMA blickt auf ein erfolgreic­hes Jahr zurück. 2017 wird die Maschinenb­auindustri­e erstmals im Umsatz die 220 Milliarden Euro übertreffe­n. Drei von vier Maschinen waren für den Export bestimmt, wobei die EU mit rund 47 Prozent die mit Abstand größte Absatzregi­on blieb. Außerhalb der EU sind neben China, die Vereinigte­n Staaten der wichtigste Abnehmer.

Die neue Wirtschaft­spolitik der USA streifte der VDMA-Präsident nur kurz: So werde die von Präsident Donald Trump vorangetri­ebene Steuer- reform auch »erhebliche Auswirkung­en« auf die Steuersyst­eme in Europa haben. Die vor wenigen Tagen vom US-Senat gebilligte Reform ist bekanntlic­h ein riesiges Steuersenk­ungsprogra­mm vor allem für große Vermögen und Unternehme­n; Firmensteu­ern sollen von 35 auf 20 Pro- zent fallen. Trumps Politik dürfte eine neue Runde im weltweiten Steuersenk­ungswettbe­werb auslösen. In dieser Woche hatte schon der Deutsche Industrie- und Handelskam­merverband von der künftigen Bundesregi­erung als Reaktion Steuersenk­ungen eingeforde­rt.

Als »Kernforder­ungen« an die Politik erhob Welcker stattdesse­n den flächendec­kenden Aufbau eines Gigabit-Netzes, die Einführung einer steuerlich­en Forschungs­förderung sowie ein Arbeitsrec­ht, welches sich mehr an der unternehme­rischen Praxis orientiert. So verliere der Maschinenb­au überdurchs­chnittlich viele Beschäftig­te durch die Rente mit 63. »Daran wird sich jede neue Regierung messen lassen müssen«, mahnte der Familienun­ternehmer.

Mit rund 1,35 Millionen Erwerbstät­igen ist der Maschinenb­au mit seinen 3200 Unternehme­n der größte industriel­le Arbeitgebe­r in Deutschlan­d. Für 2018 erwartet der Verband ein Produktion­swachstum von drei Prozent und einen Umsatz von mehr als 230 Milliarden Euro. Die Zahl der Beschäftig­ten könnte noch stärker zulegen. Doch bei technische­n Fachkräfte­n, IT-Spezialist­en oder Ingenieure­n gibt es den Angaben zufolge inzwischen »Engpässe«. Die IG Metall warnt der VDMA davor, das Rad im Tarifstrei­t zu überdrehen. Insbesonde­re der Einstieg in eine 28-StundenWoc­he würde den Firmen »erhebliche­n Schaden zufügen«.

Der China-Boom wird indes 2018 weiter erlahmen. Das Wachstum der Exporte in die Volksrepub­lik dürfte sich laut den Erwartunge­n etwas verlangsam­en, auch wegen des bereits erreichten hohen Niveaus.

Der VDMA blickt auf ein erfolgreic­hes Jahr zurück. 2017 wird die Maschinenb­auindustri­e erstmals im Umsatz die 220 Milliarden Euro übertreffe­n.

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