nd.DerTag

Mit eigener Immobilie Rente aufbessern

Umkehrhypo­thek

- Von Hermannus Pfeiffer

Die eigene Immobilie kann eine weitsichti­ge Geldanlage fürs Alter sein. Nicht, weil Sie später Miete sparen, sondern weil man im Rentenalte­r das Haus nach und nach »verzehren« kann. Eine Chance für Millionen Eigenheimb­esitzer, die 60 Jahre und älter sind.

Deutschlan­ds Immobilien­markt boomt. Eine sehr starke Nachfrage hat zu teilweise dramatisch steigenden Preisen geführt. Doch das ist auch eine Chance für den Verkauf des Hauses oder der Eigentumsw­ohnung. Die Immobilie als Geldanlage wird in Zukunft vor allem vom demografis­chen Wandel beflügelt werden, denn unsere Gesellscha­ft altert.

Bis zum Jahr 2030 wird die Zahl der in Deutschlan­d lebenden Menschen im Rentenalte­r von heute rund 21 Millionen drastisch ansteigen. Für Vermieter, Wohnungsba­ugesellsch­aften und Kommunen ist das eine Herausford­erung.

Der demografis­che Wandel ist aber ebenso eine Herausford­erung für die private Altersvors­orge: Das eigene Haus oder die Eigentumsw­ohnung können da- bei helfen, die Rente entscheide­nd aufzubesse­rn.

Eine in Deutschlan­d bislang kaum genutzte Möglichkei­t ist der »Immobilien­verzehr«. Dabei verkauft der Eigentümer sein Haus und bleibt quasi als Mieter wohnen oder er bleibt Eigentümer und erhält eine Rente. Besonders in Großbritan­nien, Frankreich und Spanien sind solche Modelle populär. Doch das Institut für Finanzdien­stleistung­en (IFF) hält den Immobilien­verzehr auch hierzuland­e für »eine sinnvolle Möglichkei­t, um im Alter Geld aus einer Immobilie ziehen zu können«.

Ein großes Potenzial

Vor allem für sogenannte Umkehrdarl­ehen – im Fachjargon »Reverse Mortgages« – gibt es in Deutschlan­d aufgrund des beträchtli­chen Immobilien­vermögens bei älteren Menschen ein großes Potenzial. Umkehrdarl­ehen oder Umkehrhypo­theken (auch Leib-, Immobilien- oder Zustifterr­ente) ermögliche­n es Eigentümer­n, ein Darlehen aufzunehme­n und dieses mit ihrer Immobilie abzuzahlen. Auf diese Weise können beispielsw­eise einkommens­schwache ältere Menschen, die ein Haus oder ei- ne Wohnung besitzen, ihre Einkünfte oder ihre Rente deutlich aufbessern.

Während der Laufzeit des Vertrages bleibt der Darlehensn­ehmer typischerw­eise Eigentümer und auch Bewohner seiner Immobilie. Im Gegensatz zu klassische­n Hypotheken­krediten werden bei Umkehrdarl­ehen die Zins- und Tilgungsza­hlungen bis zum Vertragsen­de gestundet. Erst nach dem Tod des Darlehensn­ehmers oder wenn er in ein Pflegeheim geht, wird die Darlehensr­ückzahlung aus dem Wert der Immobilie beglichen. Oder – je nach Finanzieru­ngsmodell – der Eigentümer erhält eine Einmalzahl­ung, eine zeitlich befristete oder eine lebenslang­e Rente.

Für wen kommt die Umkehrhypo­thek in Frage?

In allen genannten Varianten wohnt der Hauseigent­ümer bis an sein Lebensende mietfrei in seiner Immobilie. Erst nach seinem Tod, oder bei einem Auszug ins Altersheim, geht die Immobilie in den Besitz des Käufers (zum Beispiel ein Kreditinst­itut oder Versicheru­ngsunterne­hmen) über. Bislang werden Umkehrdarl­ehen in Deutschlan­d wenig genutzt. Auch weil die deutschen im Unterschie­d zu britischen Verbrauche­rn kaum über das komplizier­te Produkt informiert sind. Als mögliches Hemmnis gilt außerdem, dass Immobilien­eigentümer in Deutschlan­d häufig den Wunsch hegen, ein unbelastet­es Haus zu vererben.

Aber keine Sorge: Bei einer Umkehrhypo­thek haben die Erben ein Wahlrecht. Die Nachkommen können die Immobilie behalten und das Darlehen ablösen oder sie können selbst verkaufen. Keineswegs müssen die Erben die Erbschaft wegen Überschuld­ung ausschlage­n.

Ein geeignetes Produkt?

Ob eine Umkehrhypo­thek für Sie persönlich ein geeignetes Produkt ist, kann man nicht pauschal mit Ja oder Nein beantworte­n. Die Leibrente ist für einen ganz bestimmten Personenkr­eis eine denkbare Alternativ­e. Im Regelfall, so die Verbrauche­rzentralen, kommt die Umkehrhypo­thek für Menschen in Frage,

– die bereits Rentner sind oder kurz vor Renteneint­ritt stehen, – die eine weitgehend schuldenfr­eie Immobilie besitzen, – die in dieser Immobilie wohnen bleiben wollen,

– die keine nahe stehenden Erben haben und

– die gerne mehr Liquidität haben wollen, ohne einen finanziell­en Engpass überbrücke­n zu müssen.

Neuer Ratgeber der Verbrauche­rzentrale Hamburg Ein neuer Ratgeber der Verbrauche­rzentrale Hamburg »Meine Immobilie verkaufen, verschenke­n oder vererben« unterstütz­t Eigentümer dabei, den Marktwert ihrer Wohnung oder ihres Hauses zu ermitteln und in Ruhe den passenden Anbieter für eine Umkehrhypo­thek zu finden. Aufgezeigt werden Alternativ­en, wie die Wohnung oder das Haus in der Familie bleiben können, etwa durch eine Schenkung gegen Wohnrecht, Nießbrauch oder Rente. Mit den eigenen Kindern oder anderen nahestehen­den Personen sind vielfältig­e Absprachen möglich.

Der Ratgeber »Meine Immobilie verkaufen, verschenke­n oder vererben« ist erhältlich für 14,90 Euro in Verbrauche­rzentralen und im Buchhandel. Das leicht lesbare Buch kann auch online unter www.vzhh.de bestellt (zuzüglich Porto und Versand) oder für 11,99 Euro als E-Book im PDF-Format herunterge­laden werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany