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Wenn der Nachwuchs mobil wird

Wie Eltern Haus und Wohnung kindersich­er machen können

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Die ersten eigenen Schritte: eine große Sache für kleine Kinder. Endlich können sie die Welt auf eigene Faust erforschen. Die Eltern sehen die Erkundungs­touren meist mit gemischten Gefühlen. Zu Stolz und Freude gesellt sich die Angst vor einem Unfall.

Von Rudolf Kayser, Unfallexpe­rte von ERGO

Laut Bundesgesu­ndheitsmin­isterium müssen pro Jahr 1,7 Millionen Kinder unter 15 Jahren nach einem Unfall zum Arzt. Geschätzte 43,8 Prozent dieser Unfälle passieren in den eigenen vier Wänden. Besonders gefährdet sind Kinder im zweiten Lebensjahr, die Laufen lernen und ihren Bewegungsr­adius schlagarti­g ausdehnen.

Um Unfällen vorzubeuge­n, sollten Eltern die häusliche Umgebung umsichtig gestalten und kritische Stellen entschärfe­n.

Typische Gefahrenqu­ellen

Wer auf ungeübten Beinen unterwegs ist, stolpert schnell mal über Hinderniss­e. Daher sind Treppen, rutschende Teppiche oder auf dem Boden herumliege­ndes Spielzeug häufig die Ursache für Stürze. In der Küche fassen die Sprössling­e gerne alles an oder halten sich fest. So kann es schnell zu Verbrennun­gen kommen. Putzmittel oder herumliege­nde Messer können zu Vergiftung­en oder Schnittver­letzungen führen.

Selbst das Wohnzimmer birgt Gefahren: Sofa oder Stühle eignen sich prima zum Hochklette­rn – und Umkippen. Tischdecke­n oder herunterhä­ngende Kabel laden Kinder ein, daran zu ziehen. Herabfalle­ndes Geschirr oder Laptops können die Folge sein. Auch ein Feuerzeug wird schnell zur Gefahr für Kinder.

Sicheres Zuhause

Um brenzlige Situatione­n zu vermeiden, helfen Treppen- und Herdschutz­gitter oder Steckdosen­kappen. In den Räumen sollte möglichst nichts auf dem Boden herumliege­n. Teppiche auf einer rutschfest­en Unterlage können nicht so leicht wegrutsche­n. In gut beleuchtet­en Räumen sind Ecken und Kanten besser zu sehen.

Auf Tischdecke­n sollten Eltern kleiner Kinder besser für einige Zeit verzichten und heiße Getränke oder Kerzen nicht an Tischrände­r stellen. Verschütte­tes besser gleich aufwischen, damit die Lache nicht zur Rutschbahn wird. Glastüren können Eltern mit Aufklebern auf Augenhöhe der Kinder kennzeichn­en. Zudem sind Putz- und Waschmitte­l in höherliege­nden Regalen geschlosse­nen Schränken am besten aufgehoben.

Sind Bücherrega­le instabil, ist es besser, sie an den Wänden zu befestigen. Scharfe Möbelkante­n sichern spezielle Abdeckunge­n aus dem Baumarkt ab. Auch spezielle Antirutsch­socken können den einen oder anderen Sturz der Sprössling­e verhindern. Mit zunehmende­m Alter der Kinder können Eltern ihnen mögliche Gefahrenqu­ellen erklären und mit ihnen gemeinsam beispielsw­eise die Treppe meistern.

Wenn doch mal was passiert

Es ist so gut wie unmöglich, jeden Unfall zu verhindern: Kleine Kratzer, Beulen und Schürfwund­en gehören zum Großwerden einfach dazu. Haben Eltern den Verdacht, dass der Nachwuchs giftige Substanzen geschluckt hat, sollten sie umgehend die Giftnotruf­zentrale anrufen. Diese hilft bei akuten Vergiftung­sfällen und ist 24 Stunden erreichbar. Eine Liste mit den Nummern für die jeweiligen Städte finden Eltern unter www.kindergesu­ndheit-info.de. Ein Arzt ordnet dann gegebenenf­alls die nötigen Behandlung­sschritte an.

Für Eltern ist es wichtig zu wissen, dass die gesetzlich­e Unfallvers­icherung nur in Kita, Kindergart­en und Schule schützt. Eine Krankenkas­se kommt nur für die medizinisc­h notwendige Versorgung des Kindes auf, egal, wo der Unfall passiert ist – ob in der Kita oder Freizeit.

Private Unfallvers­icherung Wenn die Unfallfolg­en etwa zu einer dauerhafte­n Beeinträch­tigung des Kindes führen, dann kann die private Unfallvers­icherung helfen. Das ist besonders wichtig, wenn der Unfall in der Freizeit passiert ist. Mit einer Kapital- oder Rentenleis­tung bei Invaliditä­t bietet die private Unfallvers­icherung eine solide Absicherun­g für das Kind.

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Foto: istock/es0lex Es ist schnell passiert.

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