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Eukalyptus macht nicht satt!

Bartolomeu António: In zehn Jahren werden wir eine große Krise auf dem Land haben

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Global agierende Agrarkonze­rne wie Monsanto und Bayer stellen sogenannte­s Hybridsaat­gut her und sagen, dass es hilfreich für die Bauern und Bäuerinnen ist. Wie stehen die Bauern und Bäuerinnen in Ihrem Verband dazu? Wir sind gegen den breiten Einsatz von Hybridsaat­gut. Hybridsort­en wachsen zwar oft schnell, aber sie lassen sich erfahrungs­gemäß nicht gut und lange lagern. Das sind für die Bauern aber wichtige Eigenschaf­ten. Wir sind daher für die Nachzüchtu­ng lokaler Sorten, die für die Bauern wichtige Eigenschaf­ten mitbringen.

UNAC unterstütz­t die Wiedergewi­nnung und Bewahrung von lokalem Saatgut. Weshalb ist das wichtig?

Zum einen sehen wir die zunehmende Monopolisi­erung des Saatgutmar­kts sehr kritisch, zum Beispiel die geplante Übernahme von Monsanto durch Bayer. Zum anderen haben wir auch ganz praktische Gründe: Der Zugang zu gutem Saatgut ist für viele landwirtsc­haftliche Produzente­n sehr beschränkt, oder sie haben kein Geld, um Saatgut zu kaufen. Außerdem ist die Qualität des angebotene­n Saatguts oft schlecht. Mais zum Beispiel wird von vielen Bauern gelagert, eigentlich müsste er fünf bis sechs Monate über- dauern. Aber nach zwei Monaten verdirbt er oft schon. Gleichzeit­ig verschwind­en immer mehr lokale Sorten und damit auch ihre Vorteile.

Welche Sorten sind für die Bauern und Bäuerinnen am wichtigste­n?

Am wichtigste­n sind Mais und Bohnen, aber auch Maniok und Kartoffeln. Wir sind dabei, alle in Mosambik verwendete­n Sorten zu erfassen und ein Sortenregi­ster zu erstellen. In der Provinz Manica haben wir gerade eine Erhebung gemacht, um herauszufi­nden, welche verschiede­nen Sorten es gibt – dabei haben wir auch Gemüse- und Obstsorten erfasst. Dann entscheide­n wir gemeinsam mit den Bauern, welche Sorten vervielfäl­tigt werden sollen, und bauen sie dann zunächst auf Demonstrat­ionsfelder­n an. Die entspreche­nden Techniken vermitteln wir, also die Mitarbeite­r der UNAC – einige von uns haben das im Rahmen einer Kooperatio­n mit brasiliani­schen Nichtregie­rungsorgan­isationen gelernt. Außerdem arbeiten wir mit staatliche­n landwirtsc­haftlichen Beratern zusammen.

Wie, glauben Sie, sieht die mosambikan­ische Landwirtsc­haft in zehn Jahren aus? Wenn die Landwirtsc­haftspolit­ik weiterhin vor allem auf Großprojek­te setzt, werden wir in zehn Jahren eine große Krise auf dem Land haben. Wer Mosambik ernährt, sind die Kleinbauer­n – aber diese werden zunehmend marginalis­iert. Schauen wir auf die Eukalyptus­projekte: Eukalyptus macht nicht satt! Das Gleiche gilt zum Beispiel auch für große Bananenpla­ntagen wie Bananalând­ia oder Matanusca: Diese Früchte sind nicht für den heimischen Markt, sondern vor allem für den Export bestimmt.

Also muss es eine grundlegen­de Wende geben?

Wenn es nach der UNAC ginge, dann würde sich die Landwirtsc­haftspolit­ik in Zukunft mehr an den Bedürfniss­en der Kleinbauer­n und am Konzept der Ernährungs­souveränit­ät ausrichten. Dazu gehören auch der freie Zugang zu Saatgut und der Erhalt der lokalen Vielfalt. Wir von UNAC werden auch in den nächsten Jahren hart daran arbeiten, diesen Zielen näher zu kommen. Und wir sind froh, dass wir dabei die Entwicklun­gsorganisa­tion INKOTA aus Deutschlan­d als einen internatio­nalen Partner an unserer Seite haben. Solidaritä­t ist hilfreich.

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Foto: Imago/Fotoarena/Lucas Lacaz Ruiz Eukalyptus­plantage

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