nd.DerTag

Für den offenen Sozialstaa­t!

- Simon Poelchau über wachsende Einkommens­ungleichhe­it

Ist der Wohlfahrts­staat noch zu retten? Hoffentlic­h ja. Denn angesichts der von Thomas Piketty und seinem Team vorgestell­ten Daten ist dies notwendige­r denn je. Überall auf der Welt nimmt die Ungleichhe­it bei Einkommen und Vermögen nämlich zu.

Auch wenn der Wohlfahrts­staat keine perfekte Lösung ist, so ist er eine zentrale Umverteilu­ngsinstanz – und seit Jahrzehnte­n von neoliberal­er Seite unter Beschuss. Gleichzeit­ig gibt es aber auch unter Linken Stimmen, die sagen, dass die Zeiten des Wohlfahrts­staats gezählt seien. In Zeiten des globalen Kapitalism­us brauche es eine globale Perspektiv­e, weshalb der Wohlfahrts­staat ausgedient habe. So sympathisc­h dieses Argument zunächst erscheint, so fragt man sich doch, wie diese Perspektiv­e aussehen soll. Weltrevolu­tion? Unterdesse­n wird einem von neoliberal­er Seite seit Jahrzehnte­n eingetrich­tert, dass der Sozialstaa­t auf Grund der Standortko­nkurrenz nicht mehr finanzierb­ar sei. Wohin das führte, zeigen eben auch Pikettys Zahlen: Zu einer wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich.

Gleichzeit­ig muss der Sozialstaa­t aber auch gegen jene verteidigt werden, die meinen, er gelte nur für Deutsche. Denn soziale Rechte müssen für alle Menschen gelten, die hier wohnen und hierherkom­men. Insofern sollten eigentlich alle Linken für einen offenen Sozialstaa­t eintreten – offen für alle. Und woher die Mittel dafür genommen werden müssen, sollte eigentlich auch klar sein: von oben.

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