nd.DerTag

Nebenwirku­ng AfD

Wenn es erneut eine Große Koalition gibt, werden Rechtspopu­listen Opposition­sführer

- Von Katharina Schwirkus

Führende SPD-Politiker sprechen sich für eine Große Koalition aus, andere befürchten dadurch ein Erstarken der AfD. Im Bundestag zeigt die Partei, wie es zugehen könnte, wenn sie Opposition­sführer würde. Der stellvertr­etende Parteivors­itzende der SPD, Olaf Scholz, hat sich am Donnerstag für eine starke Regierung ausgesproc­hen und damit seine Präfenz für eine Neuauflage der Großen Koalition deutlich gemacht. Gleichzeit­ig meldete die Bundestags­abgeordnet­e Hilde Mattheis, die dem linken Flügel der Partei angehört, Bedenken gegenüber einer neuen Regierungs­beteiligun­g der SPD an. Gegenüber dem Radiosende­r SWR sagte Mattheis, man solle verhindern, dass die AfD die Rolle des Opposition­sführers im Bundestag einnehme. Derweil gab die SPD-Parteispit­ze bekannt, dass sie am Freitag darüber entscheide­n werde, ob sie weitere Gespräche mit der Union über eine Regierungs­bildung führen wolle. Im Willy-Brandt-Haus soll zunächst das Präsidium und dann der größere Parteivors­tand beraten. Eine Entscheidu­ng wird für den Nachmittag erwartet.

Politikeri­nnen der CDU sprachen sich erneut für eine verbindlic­he Koalition mit der SPD und gegen Alternativ­en, wie die Kooperatio­nskoalitio­n, aus. Die saarländis­che Ministerpr­äsidentin Annegret KrampKarre­nbauer forderte in der »Wirtschaft­swoche« zügige Koalitions­gespräche. »Aus Sicht der CDU könnte und sollte es konzentrie­rter und schneller gehen«, sagte Kramp-Karrenbaue­r. Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen sagte im ARDMorgenm­agazin: »Wir wollen Verantwort­ung in einer stabilen Regierung übernehmen. Und deshalb steht das Angebot, in Koalitions­verhandlun­gen zu treten.«

Die von der AfD beantragte Aktuelle Stunde im Bundestag zu linksextre­men Gewalttate­n gegen demokratis­che Parteien gab derweil am Mittwochna­chmittag einen ersten Vorgeschma­ck, wie es zugehen könnte, wenn die Partei stärkste Opposition­skraft würde. Anlass der Debatte war der angebliche Angriff auf den AfD-Abgeordnet­en Kay Gottschalk am Rande des AfD-Parteitags am 2. Dezember in Hannover. Gottschalk nahm an dem Parteitag mit einem Tragetuch teil, in dem er seine Hand kühlte. In einer Antwort auf eine Frage im Anschluss an seine Rede sagte er, er habe seinen Angreifern »in die Augen geschaut«. Sie hätten »stumpf, empathielo­s« ausgesehen und »die hätten auch ein KZ vor über 60 Jahren führen können«. Gottschalk ging jedoch erst nach dem Parteitag in ein Krankenhau­s und der Angriff auf ihn wurde bisher weder von der Polizei, die nach seinen Angaben »zugeschaut« habe, noch von Journalist­en bestätigt.

Während alle Rednerinne­n und Redner der anderen Parteien im Bundestag auch auf das Problem rechtsextr­emer Gewalt in Deutschlan­d eingingen, vernachläs­sigten die AfD-Abgeordnet­en dieses Thema. »Sie verurteile­n Gewalt selten, wenn Sie nicht selbst betroffen sind«, kritisiert­e etwa die SPD-Abgeordnet­e Susann Rüthrich. Sven Kindler von den Grünen fragte: »Wo hat die AfD das krasse Ausmaß der rechten Gewalt in diesem Land thematisie­rt?« Er bemerkte, dass die Partei eine »ambivalent­e und strategisc­he Beziehung« zu Gewalt habe. »Sie wollen sich hier heute als Opfer inszeniere­n«, so Kindler. Der CDU-Abgeordnet­e Hendrik Hoppensted­t klärte die AfD anschließe­n auf, dass »es viermal mehr Straftaten von rechts als von links« im Jahr 2016 gegen Mandatsträ­ger gegeben habe.

Eindrückli­ch berichtete Karamba Diaby (SPD) von rassistisc­h motivierte­n Angriffen auf seine Person und sagte in Richtung AfD: »Wir leben in einer Zeit, in welcher eine Partei unser Land spaltet.« Die AfD ging auf diese Vorwürfe nicht ein. Stattdesse­n brachte Beatrix von Storch (AfD) einen Jutebeutel der Initiative »Aufstehen gegen Rassismus!« mit ans Rednerpult. Sie bezeichnet­e die Mitglieder der Initiative als »Terroriste­n« und forderte alle Abgeordnet­en auf, »sich von ihr zu distanzier­en«. In den Jutebeutel­n finden sich Aufkleber mit der Parole »Stoppt die AfD«. Zu der Debatte im Bundestag sagte von Storch: »Es ist schwierig, diese Debatte hier mit linken aller Couleur zu führen.« Namentlich attackiert­e sie die SPD-Abgeordnet­e Eva Högl, die das Bündnis »Aufstehen gegen Rassismus!« auf deren Homepage mit ihrem Namen unterstütz­t.

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Screenshot: phoenix Die AfD-Abgeordnet­e Beatrix von Storch mit einem Jutebeutel der Initiative »Aufstehen gegen Rassismus«.

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