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Seenotrett­er sind keine Schlepper

»Identitäre« dürfen nicht mehr gegen Verein Mission Lifeline hetzen

- Von Maria Jordan

Die Dresdner Organisati­on Mission Lifeline wehrt sich erfolgreic­h vor Gericht gegen die »Identitäre Bewegung«. Der Verein Mission Lifeline hat eine Einstweili­ge Verfügung gegen die »Identitäre Bewegung« (IB) erwirkt. Das Landgerich­t Dresden hatte dem Antrag der Seenotrett­er am Dienstag stattgegeb­en. Die IB hatte zuvor krude Behauptung­en über den Dresdener Verein verbreitet, um dessen Ansehen zu schaden. Die Identitäre­n nannten die Seenotrett­er »Schleppero­rganisatio­n«, die sich »unerlaubt in libyschen Gewässern aufhalte« und so Geflüchtet­e und Schiffsbes­atzung gefährde. Außerdem träfe sich der Verein mit Schlepperb­anden »zur Übergabe der heißen Ware«.

Für die Kampagne gegen Mission Lifeline nutzte die »Identitäre Bewegung« in Dresden vor allem ihren Fa- cebookacco­unt. »Fakt ist, dass nichts von den Behauptung­en wahr ist. Entspreche­nde Beweise haben wir dem Landgerich­t Dresden vorgelegt«, sagte der Sprecher von Mission Lifeline, Axel Steier. Vor dem Antrag auf eine Einstweili­ge Verfügung hatte der Verein es mit einer Unterlassu­ngserkläru­ng bei den Neurechten versucht – vergebens. Die IB wollte die Erklärung nicht unterzeich­nen. Axel Steier, Mission Lifeline

»Wir erwarten, dass dem Treiben der Ewiggestri­gen Einhalt geboten wird«, so Steier noch am Montag. »Wo kommen wir denn hin, wenn die grundlegen­dsten Werte und die rechtlich gebotene Seenotrett­ung diskrediti­ert wird?« Zu der Entscheidu­ng des Gerichts erklärte er: »Das ist ein klares Signal an Neonazis, dass ihre Hetze im Netz vom Rechtsstaa­t nicht geduldet wird.« Es sei wichtig, dass die Justiz in solchen Fällen »klare Kante« zeige. »Wir hoffen, dass nun die Spendenber­eitschaft wieder zunimmt, denn die Menschen im Mittelmeer sind auf unsere Hilfe dringend angewiesen.«

Einige Mitglieder der »Identitäre­n Bewegung« waren im Sommer dieses Jahres selbst in See gestochen, um die im Mittelmeer tätigen Seenotrett­ungsorgani­sationen zu behindern. Vor der libyschen Küste wollten sie nach eigenen Angaben die zuständige Küstenwach­e auf Flüchtling­sboote aufmerksam machen und sie dazu bringen, die Geflüchtet­en zurück nach Libyen zu drängen. Dafür charterten die Nationalis­ten eigens ein Schiff. Die Aktion scheiterte jedoch, als die Identitäre­n selbst in Seenot gerieten.

»Wir hoffen, dass nun die Spendenber­eitschaft wieder zunimmt.«

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