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US-Notenbank hebt die Zinsen an

EZB bleibt bei ihrer Politik des billigen Geldes

- Von Hermannus Pfeiffer

China folgt den USA. Wie schon im März hat zeitgleich mit der USamerikan­ischen Fed auch die chinesisch­e Notenbank am Donnerstag an der Zinsschrau­be gedreht. Die in der Praxis recht enge Kopplung des chinesisch­en Renminbi an den Dollar und Sorgen über neue Währungsun­gleichgewi­chte, die Chinas Wirtschaft destabilis­ieren könnten, dürften nach Einschätzu­ng von Finanzanal­ysten wohl auch 2018 dazu führen, dass Chinas Notenbank immer dann die Zinsen anheben wird, wenn es auch die Fed tut.

Am späten Mittwoch hatte die US-Notenbank wie allseits erwartet beschlosse­n, den Leitzins in einem Trippelsch­ritt von 0,25 auf 1,5 Prozent anzuheben. Für das kommende Jahr wurden drei weitere Anhebungen in Aussicht gestellt. Damit reagierte die scheidende Notenbankp­räsidentin Janet Yellen auf steigende Preise und das kräftige Wirtschaft­swachstum in den Vereinigte­n Staaten.

Die Erwartung für das Wirtschaft­swachstum erhöhte Yellen für 2018 deutlich auf 2,5 Prozent (bisher 2,1). Die US-Wirtschaft boomt trotz oder sogar wegen Donald Trump: Für ein Stimmungsh­och in vielen Vorständen sorgt die härtere Gangart in der Handelspol­itik gegenüber China sowie die vom US-Präsidente­n auf den Weg gebrachte Steuerrefo­rm. Sie könnte Investoren, Konzernen und Reichen erhebliche Steuersenk­ungen bescheren.

Wichtig für Entscheidu­ngen der Fed ist die Beschäftig­ung. Für 2018 und 2019 geht die US-Notenbank von einer offizielle­n Arbeitslos­enquote von jeweils 3,9 Prozent (bisher 4,1) aus. Und auch die Inflations­rate nähert sich dem Ziel von rund zwei Prozent.

Die dritte Leitzinsan­hebung der Fed seit Januar erhöht den Druck auf Mario Draghi in Frankfurt. Im Gegensatz zu seiner Kollegin Yellen sind die allgemeine­n Wirtschaft­sdaten für den Präsidente­n der Europäisch­en Zentralban­k zweitrangi­g. Für ihn gilt eigentlich allein das Ziel eines stabilen Euro, sprich einer Inflations­rate von »unter, aber nahe zwei Prozent«. Immerhin näherte sich der Preisansti­eg in der Eurozone zuletzt ein wenig diesem Ziel. Die Verbrauche­rpreise in Deutschlan­d lagen im November um 1,8 Prozent höher als im November 2016. Die Kerninflat­ion im Euroraum liegt aber mit rund einem Prozent noch weit unter dem mittelfris­tigen Ziel.

Befürchtun­gen, dass steigende Zinsen in den USA eine dämpfende Wirkung auf den Rest der Welt haben, widerspric­ht Max Hanisch, Ökonom am DIW Berlin. »Neue Forschungs­ergebnisse zeigen, dass die Euromitgli­edsstaaten – und insbesonde­re Deutschlan­d – von steigenden US-Zinsen sogar profitiere­n können.« Denn dies wird voraussich­tlich eine Aufwertung des US-Dollar und eine entspreche­nde Abwertung des Euro zur Folge haben. Das wiederum verbessert die Wettbewerb­sfähigkeit der Euroländer und sorgt für zusätzlich­e Nachfrage nach Exportgüte­rn. Dieser Effekt, so Hanisch, sei besonders kräftig für die exportorie­ntierte deutsche Wirtschaft. Allerdings wirken solche Wechselkur­seffekte nur eine Zeit lang.

Mario Draghi dürfte der sinkende Eurokurs darin bestätigen haben, an seinem Kurs einer lockeren Geldpoliti­k festzuhalt­en. Auf seiner Sitzung am Donnerstag beschloss der EZB-Rat, den Leitzins bei historisch niedrigen 0,0 zu belassen. Auch die Schweizer Notenbank, die sich an der EZB orientiert, ließ am Donnerstag ihren Leitzins bei minus 0,25 Prozent. Doch während Europa an seinen Niedrigstz­insen festhält, begann in Asien die Zinswende: Südkorea erhöhte Ende November erstmals nach sechs Jahren wieder seinen Leitzins.

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