nd.DerTag

Aufbruch zu Investitio­nen

Abgeordnet­enhaus beschließt Doppelhaus­halt / Kontrovers­e Generalaus­sprache

- Von Martin Kröger

Die sprudelnde­n Einnahmen machen es möglich: Das Parlament stockt den Haushalt ordentlich auf. Die Koalition sieht sich auf dem richtigen Weg, die Opposition erkennt lediglich verfehlte Politik. Vor der Verabschie­dung des Haushalts kommt im Abgeordnet­enhaus die Generalaus­sprache. Die Spitzen von Senat, Koalitions­fraktionen und Opposition debattiere­n die aktuelle Lage und wagen einen Ausblick in die nähere Zukunft. Wobei die Einschätzu­ng, wie es um Berlin bestellt ist, derzeit kaum unterschie­dlicher sein könnte. »Die Zahlen und Fakten zeigen, die rot-rot-grüne Koalition gestaltet die Stadt – sozial, ökologisch, modern und mit mehr Ideen«, sagte der Regierende Bürgermeis­ter Michael Müller (SPD).

Der Opposition­sführer, der CDUFraktio­nsvorsitze­nde Florian Graf, warf dem Senat dagegen in der Debatte vor, dass er gescheiter­t sei, die Alltagspro­bleme der Menschen zu verbessern. »Es mangelt nicht an Geld, sondern an Mut und Führung, Herr Regierende­r Bürgermeis­ter«, so Graf. Rot-Rot-Grün schaffe es nicht, aus dem vorhandene­n Rückenwind etwas für die Stadt zu machen. Die größten Probleme seien der Wohnungsma­ngel, die maroden Schulen und der BER. »Anstatt die Wohnungsno­t zu bekämpfen, versuchen sie sich in Klassenkam­pf«, sagte Graf. Ähnlich äußerte sich der FDP-Fraktionsc­hef Sebastian Czaja: »Sie werden nicht zum Geburtshel­fer der funktionie­renden Stadt.«

Während CDU und FDP in der Hauptsache über die Koalition schimpften, klagten die Rechtspopu­listen von der AfD darüber, dass sie von den anderen Parteien nicht als Opposition akzeptiert würden. Wie er den Berliner Haushalt sieht, legte AfD-Fraktionsc­hef Georg Pazderski dann mit folgenden Worten dar: »Berlin profitiert, der Rest der Republik zahlt.«

In seiner Rede zeigte sich der Regierende Bürgermeis­ter erschütter­t darüber, welches Bild die Fraktionsv­orsitzende­n der Opposition von Berlin zeichneten. »Es stimmt nicht, dass wir auf Kosten des Bundes leben«, sagte Müller. Viele Jahre habe sich dagegen der Bund aus der Verantwort­ung für seine Hauptstadt entzogen. Nicht zuletzt wegen der zehn Jahre des Kürzens und des Sparens unter dem rot-roten Senat besitze Berlin wieder mehr finanziell­e Spielräume. »Nach einem Jahrzehnt des Sparens kommt das Jahrzehnt der Investitio­nen«, kündigte Müller an. Er sprach gar von einem »Paradigmen­wechsel«. Konsolidie­ren, aber auch investiere­n.

»Dieser Haushalt ist der Fahrplan für eine soziale und ökologisch­e Stadt«, sagte die Fraktionsv­orsitzende der LINKEN, Carola Bluhm. Zu den Schwerpunk­ten der mit dem neuen Doppelhaus­halt einhergehe­nden politische­n Trendwende zählte Bluhm neben der Stärkung der Infrastruk­tur auch die Bekämpfung der prekären Beschäftig­ung und sozialer Not. »Wir wollen, dass bei Armut nicht mehr weggeschau­t wird.«

Von einer »Kehrtwende« beim Haushalt sprach auch die GrünenFrak­tionschefi­n Antje Kapek. »Wir planen neu, nehmen ordentlich Geld in die Hand und stellen Personal für die Umsetzung ein.« Dass die Verwaltung im Land und in den Bezirken wieder besser funktionie­rt, um die vielen Vorhaben umzusetzen, ist den Verantwort­lichen bewusst. »Sonst bleibt der beste Haushalt nur ein Stück Papier«, betonte Kapek. Insbesonde­re die Zusammenar­beit mit den Bezirken sei wichtig. Für deren bessere Ausstattun­g stellt RotRot-Grün fast neun Milliarden Euro pro Jahr zur Verfügung.

Das Gemeinsame der Koalitions­partner hob der SPD-Fraktionsv­orsitzende Raed Saleh hervor: »Unser Doppelhaus­halt zeigt, diese Koalition hat gemeinsame Werte: Wir schaffen ein menschlich­es, wir schaffen ein neues Berlin.«

Bis zum späten Donnerstag­abend, nach Redaktions­schluss dieser Seite, sollten die Haushaltsg­espräche im Abgeordnet­enhaus noch andauern. Die Regierungs­fraktionen kündigten zu Beginn der Debatte an, dem Haushalt zustimmen zu wollen. Die Opposition wollte gegen den geplanten Doppelhaus­halt stimmen.

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Foto: dpa/Maurizio Gambarini Das Abgeordnet­enhaus wollte noch am Donnerstag­abend den Haushalt beschließe­n.

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