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80 Anträge vom Tisch gewischt

Mecklenbur­g-Vorpommern: SPD/CDU-Koalition verabschie­det Doppeletat 2018/19 – LINKE kritisiert Blockadeku­rs

- Von Iris Leithold, Schwerin

So lange hat Mecklenbur­g-Vorpommern­s Landtag noch nie über einen Landeshaus­halt gestritten. Die abschließe­nde Etatberatu­ng am Mittwoch dauerte zehn Stunden. Acht Milliarden Euro pro Jahr für Polizisten, Lehrer, Straßen, Kitas, Krankenhäu­ser, schnelles Internet: Der Landtag hat am Mittwochab­end den Haushalt für Mecklenbur­g-Vorpommern 2018/2019 mit den Stimmen der Regierungs­fraktionen SPD und CDU beschlosse­n. Er sieht Rekordausg­aben vor. 2018 soll der Etat gegenüber den Ausgaben von 2017 um 186 Millionen auf 8,07 Milliarden Euro wachsen, im darauffolg­enden Jahr sind 8,12 Milliarden Euro geplant. Erstmals wird damit im Nordosten die Acht-Milliarden-Euro-Marke bei den Ausgaben überschrit­ten.

Die abschließe­nde Debatte zum Doppeletat dauerte zehn Stunden und bot den Abgeordnet­en die Bühne für eine Generaldis­kussion, deren Dauer in der Geschichte des Parlamente­s ihresgleic­hen sucht. Bis in den Abend stritten die fünf Fraktionen leidenscha­ftlich um Kürzungen und Aufstockun­gen. Die Abstimmung dauerte dann gut eine Stunde. Über jeden der rund 100 Änderungsa­nträge musste einzeln entschiede­n werden. Der neue Etat soll am 1. Januar in Kraft treten.

Schwerpunk­te sind nach Regierungs­angaben Investitio­nen in Wirtschaft und Infrastruk­tur sowie Kinderbetr­euung, Schulen und Sicher- heit. Auch die Kommunen sollen mehr Geld bekommen. Allein in den Breitbanda­usbau sollen 415 Millionen Euro an Landesmitt­eln fließen. Die Gesamtinve­stitionen des Landes in alle Bereiche sollen nächstes Jahr 1,2 Milliarden Euro betragen, im Jahr darauf 1,15 Milliarden.

Die Opposition konnte während der Parlaments­beratungen in den vergangene­n Wochen lediglich einen Änderungsa­ntrag durchbring­en. Die von der AfD abgespalte­nen Bürger für Mecklenbur­g-Vorpommern setzten eine kleine Aufstockun­g des Etats der Landeszent­rale für politische Bildung durch. Alle anderen Vorschläge der drei Opposition­sfraktione­n lehnte die Mehrheit von SPD und CDU ab. Die Fraktionsv­orsitzende der LINKEN, Si- mone Oldenburg, kritisiert­e entspreche­nd heftig, dass die 80 Anträge ihrer Fraktion alle von der Regierungs­mehrheit abgeschmet­tert worden waren. »Die Stärkung des Kinder- und Jugendtour­ismus, ein Gemeindear­beiterprog­ramm zur Verringeru­ng der Langzeitar­beitslosig­keit, zusätzlich­er Deutschunt­erricht in der Grundschul­e – alles war nicht ge- wollt«, sagte sie. Finanzmini­ster Mathias Brodkorb (SPD) verwies auf Verbesseru­ngen. So würden die Eltern ab 2018 von Kita-Beiträgen entlastet, sagte er. Im kommenden Jahr werde die Regierung zudem einen Plan zur schrittwei­sen Abschaffun­g der Kita-Gebühren vorlegen. Die kommunale Ebene bekomme 80 Millionen Euro zusätzlich. Es gebe mehr Polizeiste­llen. Die Investitio­nen blieben auf hohem Niveau.

Der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der Bürger für Mecklenbur­gVorpommer­n, Matthias Manthei, forderte 405 weitere Polizeiste­llen. Das sei für das Vertrauen der Menschen in den Staat wichtig, sagte er. Die AfD sprach sich für Kürzungen bei der Landeszent­rale für politische Bildung aus. Übereinsti­mmend kritisiert­e die Opposition den sogenannte­n Strategief­onds, aus dem Initiative­n und Vereine Geld erhalten können. Damit sei es der Entscheidu­ngsgewalt des Parlaments entzogen, hieß es. SPDFraktio­nschef Thomas Krüger hielt entgegen, dass die Liste der Förderunge­n dem Haushaltau­sschuss des Landtags vorgelegt werde.

Erstmals wird im Nordosten die AchtMillia­rden-Euro-Marke bei den Ausgaben überschrit­ten.

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Foto: dpa/Jens Büttner Blick in den neuen Plenarsaal des Landesparl­aments von Mecklenbur­g-Vorpommern

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