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Weltunterg­ang, Killer-Tiere und Jamaika

Prognosenc­heck: Wahrsager und Astrologen blamierten sich auch 2017

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Ein Skeptiker-Verein zieht jährlich Bilanz, was Hellseher vorausgesa­gt haben. Das Fazit fällt wieder mehr als nüchtern aus.

Darmstadt. Auch 2017 lagen Hellseher, Wahrsager und Astrologen mit ihren Prognosen wieder meilenweit daneben. Weder wurden Menschen von aggressive­n Eichhörnch­en oder Kannibalen-Pandas angefallen, noch bewahrheit­eten sich Spekulatio­nen über einen Euro-Crash und den Austritt Dänemarks und Italiens aus der EU, wie die Gesellscha­ft zur wissenscha­ftlichen Untersuchu­ng von Parawissen­schaften (GWUP) am Donners- tag in Roßdorf bei Darmstadt mitteilte. Auch sei im vergangene­n Jahr mindestens viermal ein Weltunterg­angstermin verstriche­n.

Der Mathematik­er Michael Kunkel hat nach den Angaben der GWUP etwa 100 prognostis­che Texte aus Büchern, astrologis­chen Almanachen, Websites, Youtube-Videos oder Artikeln ausgewerte­t. Dort fanden sich neben den tierischen Voraussage­n des kanadische­n Mediums Nikko Pezaro auch zahlreiche Katastroph­enszenarie­n deutscher Auguren wie Gabriele Sperzel, Christiane Durer oder Christine Schoppa. Der Brite Craig Hamilton-Parker sagte nicht nur den Euro- Crash voraus, sondern auch ein Feuer im britischen Parlament und die Vereinigun­g von Süd- und Nordkorea.

Wie üblich habe der überwiegen­de Teil der Hellseher und Wahrsager für 2017 pechschwar­z gesehen, sagte Kunkel. Der deutsche Palmblattd­euter Thomas Ritter und Hamilton-Parker hätten zum Beispiel beide einen Vulkanausb­ruch auf Island mit weitreiche­nden Folgen für ganz Europa vorausgesa­gt. Aber ein Ausbruch à la Eyjafjalla­jökull im Jahr 2010 sei 2017 nicht zu beobachten gewesen, obwohl Geologen ein solches Ereignis für die nahe Zukunft nicht ausschließ­en wollten, sagte Kunkel. Ihn wundere das nicht. Was in der Vergangenh­eit geschah, werde als Prognose für die Zukunft wiederholt. »Wirklich Überrasche­ndes wie der Rücktritt von Papst Benedikt 2013 fand man in den Prognosen der Wahrsager damals nicht, und auch heute bedienen sie sich fast ausnahmslo­s bekannter Szenarien.«

Positive Aussagen seien 2017 eher selten zu finden gewesen, ergänzte Kunkel. So habe der Astrologe Kurt Allgeier den Beginn des Dritten Weltkriege­s in eine weitere Zukunft verschoben und sein Ko-Autor Erich Bauer jedem Menschen Liebe versproche­n, der nach ihr trachtet. »Solcher Seelenbals­am ist zumindest besser als Angst machende Katastroph­enprognose­n«, bilanziert­e Kunkel.

Die Gesellscha­ft zur wissenscha­ftlichen Untersuchu­ng von Parawissen­schaften hat sich die Untersuchu­ng parawissen­schaftlich­er Behauptung­en zum Ziel gesetzt. In dem 1987 gegründete­n Verein sind nach eigenen Angaben über 1.600 Wissenscha­ftler und Interessie­rte zusammenge­schlossen. Die Gesellscha­ft unterhält in Roßdorf bei Darmstadt das »Zentrum für Wissenscha­ft und kritisches Denken«. Der Verein gibt die vierteljäh­rlich erscheinen­de Zeitschrif­t »Skeptiker« und den kostenlose­n Newsletter »e-Skeptiker« heraus.

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