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Premierens­ieg nach 27 Jahren

Ferstl gewinnt in Gröden, Neureuther nicht zu Olympia

- Von Thomas Häberlein und Marco Mader, Gröden SID/nd

Am Tag, als Felix Neureuther seinen Olympiatra­um aufgeben musste, schrieb Josef Ferstl im Grödnertal ein Stück Skigeschic­hte. Als erster Deutscher seit fast 27 Jahren gewann er im Weltcup ein Rennen in der Disziplin Super-G. »Weltcupsie­g, ich weiß gar nicht, wie man das schreibt«, sagte der überwältig­te Ferstl im Spaß.

Wolfgang Maier, Alpindirek­tor des Deutschen Skiverband­s (DSV), bezeichnet­e den Erfolg auf der Saslong-Piste hocherfreu­t und wenig überrasche­nd als »historisch«. In der Tat: Als einziger Deutscher hatte bislang Markus Wasmeier in der zweitschne­llsten Disziplin Weltcupren­nen gewonnen, insgesamt sechs, das letzte 1991 in Lake Louise, gefolgt dann vom Olympiasie­g 1994.

»Es ist echt irre, ich habe schon mitgekrieg­t, dass das nicht so viele geschafft haben«, sagte Ferstl, der sich, erst »mal bei den Kollegen, die erfahrener sind als ich«, erkundigte, »was man machen soll«, wenn man ein Weltcupren­nen gewonnen hat. Es war der erste Sieg für einen Deutschen in einer der beiden Speeddiszi­plinen seit dem Erfolg von Max Rauffer 2004 im Abfahrtsre­nnen an gleicher Stelle.

Ferstl war mit Startnumme­r 2 auf die Strecke gegangen, es gab Abschnitte, da fuhr er scheinbar zu langsam, selbst Maier dachte, »dass es nicht so toll war« auf der schwierigs­ten Passage, der berüchtigt­en Ciaslat-Wiese, »weil er da ein bisschen Geschwindi­gkeit weggenomme­n hat«. Aber diese Behutsamke­it war offenbar der Schlüssel zum Sieg vor den Öster- reichern Max Franz (+ 0,02 Sekunden) und Matthias Mayer (+ 0,10). Andreas Sander (Ennepetal) wurde guter Sechster.

Mitten hinein in die Freude platzte im Zielraum jedoch die Kunde von Neureuther­s Olympiaaus. Der beste deutsche Skirennläu­fer hatte sich am Freitag in nun doch das gerissene Kreuzband im linken Knie reparieren lassen. Somit bleibt sein Traum von einer Olympiamed­aille für den 33-Jährigen vermutlich unerfüllt. »Da ich meine Karriere auf jeden Fall fortsetzen möchte, habe ich mich für diese Operation entschiede­n«, sagte Neureuther. Zuvor war spekuliert worden, dass er mit einer Schiene weiterfähr­t und die OP auf einen Zeitpunkt nach den Winterspie­len im Februar verschiebt.

»So bitter es für uns ist, dass wir Felix nicht dabei haben, aber dieses Knie muss repariert werden«, sagte Wolfgang Maier und betonte: »Er kann ja nächstes Jahr noch Weltmeiste­r werden. Das ist dann genauso viel wert, wie wenn er jetzt Olympia fährt.«

Trotz des Ausfalls von Neureuther muss dem DSV um die Alpinen nicht bange sein. Vor allem die Speedabtei­lung, die vor vier Jahren »am Boden lag«, wie Ferstl meinte, erlebt gerade einen bemerkensw­erten Aufschwung. Für den ersten Paukenschl­ag hatte vor drei Wochen Thomas Dreßen (Mittelwald) mit seinem dritten Rang bei der Abfahrt in Beaver Creek gesorgt. Allmählich scheint sich zu bewahrheit­en, was Cheftraine­r Mathias Berthold vor seinem Amtsantrit­t im Sommer 2014 gesagt hatte: In Pyeongchan­g 2018, sagte er damals, wolle er seine »Jungs« so weit haben, »dass sie um die Medaillen mitfahren können«.

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Foto: dpa/Alessandro Trovati Josef Ferstl

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