nd.DerTag

Freiheit statt Überwachun­g

- Über Testläufe und ein laufendes Volksbegeh­ren

Martin Kröger Stück für Stück wird die Überwachun­g in Berlin ausgeweite­t. Am Freitag kamen wieder ein paar Kameras hinzu: Diese sind an der Polizeiwac­he am Alexanderp­latz angebracht, die nach langer Planung eröffnet wurde. Als Anlaufstel­le für Bürger ist sie sicherlich sinnvoll, aber die damit einhergehe­nde Ausweitung der Überwachun­g eines öffentlich­en Platzes ist zumindest fragwürdig. Genau wie der laufende Test mit den mobilen Videomaste­n, den die Berliner Polizei derzeit an verschiede­nen sogenannte­n kriminalit­ätsbelaste­ten Orten durchführt.

Nicht auszuschli­eßen, dass die schleichen­de Ausweitung erst der Anfang ist. Aufgrund des laufenden Volksbegeh­rens zu mehr Videoüberw­achung dürften Anfang des neuen Jahres in der rot-rotgrünen Koalitione­n heftige Diskussion­en bevorstehe­n. Während LINKE, aber auch Teile der Grünen sich gegen das Aufstellen von mehr Kameras stellen, lehnt die SPD den bestehende­n Kompromiss ab, Plätze lediglich temporär und mobil abzufilmen. Es soll sogar Sozialdemo­kraten geben, die am liebsten das ganze Volksbegeh­ren übernehmen wollen. So wollen sie eine scharfe öffentlich­e Debatte wie beim Tegel-Volksentsc­heid verhindern. Andere – wie Innensenat­or Andreas Geisel (SPD) – würden gerne an Orten, an denen es aus Polizeisic­ht sinnvoll wäre, mehr Kameras installier­en. Beispielsw­eise am verwinkelt­en Kottbusser Tor.

Kritik an der Ausweitung der Überwachun­g gibt es etwa am Bahnhof Südkreuz, wo die Bundespoli­zei derzeit biometrisc­he Erkennungs­programme testet, die Kamerabild­er analysiere­n. In autoritäre­n Staaten wie China sind solche Gesichtser­kennungste­chniken bereits im Einsatz. Hierzuland­e wurde die Testphase nun verlängert. Die damit einhergehe­nde Botschaft lautet: Wir testen Technologi­en, die mehr Sicherheit bringen. Doch dem widersprec­hen Studien aus Großbritan­nien und der Schweiz. Videoüberw­achung macht die Stadt nicht sicherer, vielmehr schränkt sie die Freiheit immer weiter ein.

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Foto: nd/Camay Sungu

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