Test zur Gesichtserkennung wird verlängert
Probelauf am Bahnhof Südkreuz zum Einsatz intelligenter Videotechnik soll bis Ende Juli 2018 dauern
Die bisherigen Ergebnisse nennt die Bundespolizei »vielversprechend«. Der Test am Bahnhof Südkreuz, mit dem Kameras Gesichter erkennen sollen, soll aber noch »praxistauglicher« werden. Der Test am Bahnhof Südkreuz zur intelligenten Gesichtserkennung soll um ein halbes Jahr verlängert werden. Bei einem positiven Ergebnis will Bundesinnenministers Thomas de Maizière (CDU) diese Videotechnik flächendeckend einführen, sagte er am Freitag bei einem Besuch am Bahnhof Südkreuz. Dazu müsse allerdings noch die entsprechende gesetzliche Grundlage geschaffen werden. »Mindestens im Bereich des Innenministeriums – also bei Bahnhöfen und Flughäfen«, solle die Gesichtserkennungssoftware eingesetzt werden. Der Videotest hatte am 1. August 2017 begonnen. Ur- sprünglich sollte er zum 31. Januar 2018 enden.
Die Bundespolizei erklärte, die Erkennungsquote könne bislang auf 70 bis 85 Prozent beziffert werden. Der Test solle nun aber modifiziert und noch praxisnaher gestaltet werden – etwa mit Vergleichsbildern schlechterer Qualität für den Abgleich mit der Datenbank. Das neue Ende der Testphase ist für Juli 2018 vorgesehen.
Das Portal »Netzpolitik« veröffentlichte am Donnerstag Ergebnisse einer Informationsfreiheitsanfrage an das Bundesinnenministerium. Der Autorin Constanze Kurz zufolge, Informatikerin und ehemalige Sprecherin des Chaos Computer Clubs, ignorierte das Ministerium Nachfragen zum Datenschutzkonzept des Tests. Erkenntnisse gewann Kurz vor allem zur Entstehungsgeschichte des Probelaufs. Weite Teile der fünf zugesandten Aktenordner seien aber geschwärzt worden. Die Begründung: Das »Bekanntwerden der Information kann die öffentliche Sicherheit gefährden«. Dem Portal zufolge ergibt sich aus den Unterlagen, dass zunächst auch die Hauptbahnhöfe in Saarbrücken und Köln sowie der Bahnhof Zoologischer Garten in Berlin für den Testlauf in Erwägung gezogen worden waren. Nach einem Maßnahmenpapier des Bundesministers im August 2016 und einem Interview De Maizières in der »Bild am Sonntag« sei die Entscheidung für das Südkreuz gefallen.
Bundesinnenministerium, Deutschen Bahn und Bundespolizei versprechen sich von dem Projekt mehr Sicherheit für Bahnreisende und schnellere Fahndungserfolge. Zunächst sollen an den Ausgängen platzierte Kameras Bilder in Computerprogramme einspeisen, die wiederum einzelne Gesichter und Menschen erkennen. Diese werden dann mit Bilddateien abgeglichen. In einem zweiten Schritt sollen auch Ver- haltensmuster ausgewertet werden. Im Juni 2017 hatte die Bundespolizei am Bahnhof Südkreuz Freiwillige geworben, um die Software zu testen. Innerhalb von vier Tagen hatte die Bundespolizei knapp 300 Freiwillige zusammen. Diese ließen Fotos von sich anfertigen, die ein Jahr lang in einer Testdatenbank gespeichert werden sollen. Die Testpersonen bekommen außerdem einen sogenannten Transponder, eine Art kleinen Sender. Über den registrieren die Computer im Bahnhof, wenn die Testperson auftaucht. So soll überprüft werden, ob die Gesichtserkennung funktioniert.
Datenschützer haben eine Vielzahl von Bedenken. Unter anderem werden auch Menschen aufgenommen, die dem Test nicht zugestimmt haben. Darüber hinaus erhalten die Testpersonen Preise, wenn sie besonders häufig von den Kameras erfasst werden. Das verfälsche die Ergebnisse.