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CDU stimmt erstmals für AfD-Antrag

- Von Andreas Fritsche

Die CDU-Fraktion votierte am Freitag im Landtag für einen Vorschlag der AfD. Das sei ein Tabubruch, meint die SPD. Es geschah am Freitag, kurz nach 12 Uhr. Die SPD-Landtagsfr­aktion spricht von einem »Tabubruch im Umgang mit der rechtspopu­listischen bis rechtsextr­emen AfD«. Erstmals habe die CDU-Fraktion geschlosse­n einem Antrag der AfD zugestimmt. Vorher hatten sich maximal einzelne CDU-Abgeordnet­e derart verhalten.

Eine Mehrheit für den Antrag kam dadurch nicht zustande. Die rot-rote Koalition und die Grünen ließen den Antrag durchfalle­n. Doch SPD-Fraktionsg­eschäftsfü­hrer Björn Lüttmann mutmaßt, CDU-Landes- und Fraktionsc­hef Ingo Senftleben habe eine neue Linie vorgegeben, zumal dessen Stellvertr­eter Henryk Wichmann angekündig­t habe, die CDU wolle nun auch künftig AfD-Anträge unterstütz­en. Die CDU rechtferti­gte ihr Abstimmung­sverhalten damit, sie richte sich »stets nach dem Inhalt und nicht nach dem Absender«.

»Wir sind entsetzt über diesen politische­n Schwenk«, erklärte der SPD-Politiker Lüttmann. Aber es habe sich in den vergangene­n Wochen in der parlamenta­rischen Arbeit und in öffentlich­en Äußerungen bereits angekündig­t, »dass die CDU die AfD anders als früher beurteilt«, obwohl diese in den letzten Monaten »noch weiter nach rechts gerückt« sei. Äußerungen von CDU-Chef Senftleben zu möglichen Mehrheiten nach der Landtagswa­hl 2019 lassen nach Ansicht Lüttmanns den Schluss zu, dass »eine schwarz-blaue Koalition zumindest gedanklich vorbereite­t« werde.

Bislang gab es die »klare Strategie« eines gemeinsame­n Vorgehens gegen die AfD, bedauerte die Abgeordnet­e Andrea Johlige (LINKE), dass dies nun vorbei sei.

Der AfD-Antrag verlangte: »Grundfunkt­ionale Schwerpunk­te als Zentrale Orte im ländlichen Raum stärken«. Das Anliegen ist nicht verwerflic­h. Es sei an sich konsensfäh­ig und aus dem Zwischenbe­richt einer Enquetekom­mission abgepinsel­t, heißt es. Im Januar werde der Bericht sowieso beschlosse­n. Darum sei es umso überflüssi­ger gewesen, der AfD diesen Triumph zu gönnen.

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