Der Problemmann
Rollenbilder aller Geschlechter stehen zur Diskussion. Doch viele Männer verharren im Gestern. Wie finden sie zu einer neuen Rolle im gesellschaftlichen Wandel?
Empirische Untersuchungen kann man so oder so interpretieren. Die von Carsten Wippermann im März dieses Jahres vorgestellte Gleichstellungsstudie im Auftrag des Bundesministeriums die Familien, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) zeigt in der offiziellen Rezeption einen deutlichen Wandel der Rollenbilder bei Männern. Familienministerin Manuela Schwesig fasste die Ergebnisse folgendermaßen zusammen: »Es hat ein gesellschaftlicher Wandel stattgefunden. Die Mehrheit der Männer ist der Überzeugung, dass in einer Partnerschaft beide berufstätig sein sollten – dieser Anteil ist in den letzten zehn Jahren deutlich gestiegen. Vor allem jüngere Männer finden das Hauptverdienermodell nicht mehr attraktiv.« Alles in Butter, könnte man meinen.
Doch weiter unten im
Text der Studie kommen erstaunliche Ergebnisse zum Vorschein. Bei der
Frage nach der sympathischsten Eigenschaft für Männer antworten 60 Prozent der Männer (sowie 58 Prozent der Frauen) ganz traditionell »Die Familie gut versorgen«. Auch in der Praxis scheint es mit der Berufstätigkeit beider Partner nicht so rosig auszusehen. Vielmehr gibt es offensichtlich gravierende Probleme. So sehen 49 Prozent aller erwerbstätigen Männer »hohe Hürden«, Familie und Beruf zu vereinbaren. Bei Männer mit mehreren Kindern sind es sogar 84 Prozent.
Auch die gesellschaftlichen Rollenbilder sind, liest man die Studie weiter, alles andere als progressiv. Ein (mehr oder weniger) traditionelles Männerbild ist demnach für 66 % der Männer das dominante Leitbild. Sogar die Hälfte der Frauen findet ein traditionelles Männerbild attraktiv. Und es wird noch kruder: Mehr als jeder vierte Mann (27 %) ist der Meinung, ein »echter«, »richtiger« Mann sei Frauen überlegen. Eine Vorstellung, die sogar 15 Prozent der Frauen teilen.
Viel weiter kann, so scheint es, das Bild, das wir uns von Gesellschaft machen und die Realität nicht auseinander klaffen. Der Autor der Studie Carsten Wippermann fasst die widerstreitenden Ergebnisse folgendermaßen zusammen: »Trotz großer Zustimmung für die Gleichberechtigung und Gleichstellung von Frauen und Männern in der Gesellschaft sind die tief verwurzelten Einstellungen und Sehnsüchte in Bezug auf die Männlichkeit von Geschlechtervorstellungen der Vormoderne und Gegenmoderne geprägt.« Männlich, ledig, jung sucht: ein modernes Männerbild
Totsaufen ist kein Lösung