Die Presse und Putin
Wedomosti, Russland Da sprach der Wahlsieger
Das war keine Pressekonferenz eines Präsidentschaftskandidaten, sondern des bereits bekannten Wahlsiegers. Heute wie vor fünf Jahren ist Putin der Meinung, Oppositionelle seien nur Dummschwätzer, die das Land destabilisieren wollen. Man kann die Wahlprogramme der Oppositionskandidaten Nawalny und Sobtschak kritisieren – doch sie haben wenigstens Programme.
Echo Moskwy, Russland Kein Journalismus
Sie kommen um zu lobbyieren, zu bitten, zu danken oder sich einzuschmeicheln. Ich verstehe nicht, wie man laut über seltsame Witze lachen und die Antworten des Präsidenten beklatschen kann. Wieso man schreit, um Aufmerksamkeit zu erregen, und fragenden Kollegen ins Wort fällt. Und danach kommen sie an und sagen: »Oh Tanja, wie mutig, was für eine Frage!« Es war eine übliche Frage, die keinen Mut erfordert, sondern nur, dass man dir das Wort erteilt! ... Warum nutzen nur wenige diese Gelegenheit? ... Mit Journalismus hat das nicht im Entferntesten zu tun.
Il Sole 24 Ore, Italien Der einzig Richtige
Was für ihn zählte, war, jeden Verdacht aus der Welt zu räumen, die 18 Jahre an der Macht hätten ihn ermüdet oder gar geschwächt. ... Er ist der Vater der Nation, ein überparteiischer Garant für Stabilität, der einzig richtige für Russland. Seine Antwort auf die Frage von Oppositionsführerin Xenija Sobtschak, ob denn die Macht in Russland sich vor einem fairen Wettstreit fürchte, duldete keinen Widerspruch: Mehr als vielleicht je zuvor machte Putin seinen Standpunkt klar, dass er niemanden fürchte. Und er verglich »jene Person« – denn Putin nennt Nawalny nie beim Namen, als wolle er ihn als Rivalen gar nicht anerkennen – mit dem georgischen Ex-Präsidenten Saakaschwili, der derzeit in der Ukraine gegen den Präsidenten Poroschenko kämpft. »Wollen Sie einen Maidan in Russland?«, fragte Putin. »Dutzende solcher Leute wie Saakaschwili?«
Dennik N, Slowakei Er bestreitet das Wesentliche
Der russische Präsident räumte großherzig ein, dass vielleicht einzelne seiner Sportler gedopt haben könnten. Zugleich behauptete er aber, das seien Einzelfälle, die es überall gebe, doch nur Russland werde dafür unfair bestraft. Damit bestreitet er gerade das Wesentliche am Skandal, nämlich den staatlich organisierten Betrug.
Newsweek Polska, Polen Erinnerung an Breschnew
Es wird eine Zeit des Stillstandes, in der die oligarchische und KremlElite um jeden Preis verteidigt wird. ... Die Richtung, in die Putin geht, wird ältere Russen an die Zeit Leonid Breschnews erinnern. Zwar sprühte der Präsident vor Energie und Humor, aber der Schein trügt. Es war zu sehen, dass er feststeckt, nicht weiß, wie es vorangehen soll. Putin ist noch nicht Breschnew, aber das Model des Putinschen Staates verbraucht sich langsam.
Den, Ukraine Keine Illusionen
So haben wir auch diesmal zu hören bekommen, dass es keine russischen Truppen im Donbass gibt und dass Putin alles daran setzt, die Ukrainer zu befreien. Diese Pressekonferenz hat die List Putins anschaulich gemacht. Die Ukraine sollte für sich eine wichtige Schlussfolgerung ziehen: Russland wird mittelfristig weiter von einem Präsidenten regiert, der den ukrainischen Interessen feindlich gesinnt ist. Unsere westlichen Partner, die mit Moskau in einen Dialog treten wollen, sollten ihre Illusionen endlich aufgeben, dass man Putin dazu bewegen könnte, seine Ansichten zu ändern.
Huanqiu Shibao, China Mit Bravour gemeistert
Putin gebührt in der ganzen Welt große Anerkennung für die hohe Zustimmung, die er im eigenen Land genießt. Während der russische Präsident allzu oft eine Zielscheibe der Medien in westlichen Ländern ist und deswegen von vielen Menschen dort gescholten oder belächelt wird, hat er wieder einmal alle kritischen Fragen ... souverän und mit Bravour beantwortet.