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Perus Präsident droht Amtsentheb­ung

Kongress leitet Verfahren wegen angebliche­r Korruption im Odebrecht-Skandal ein

- Von Martin Ling Mit Agenturen

Perus Präsident Pedro Pablo Kuczynski muss sich am 21. Dezember vor dem Parlament wegen Korruption­svorwürfen verantwort­en. Es wird eng für Perus Präsidente­n Pedro Pablo Kuczynski (PPK). Der Kongress hat ein Amtsentheb­ungsverfah­ren in die Wege geleitet. Ein entspreche­nder Antrag mehrerer Opposition­sparteien wurde am Freitagabe­nd (Ortszeit) mit 93 Ja- gegen 17 Nein-Stimmen angenommen, wie die Tageszeitu­ng »El Comercio« berichtete. Die Opposition wirft Kuczynski wegen seiner mutmaßlich­en Verbindung­en zum korrupten brasiliani­schen Baukonzern Odebrecht moralische Verfehlung­en im Amt vor.

Der 79-Jährige soll über seine Beraterfir­men insgesamt rund 4,8 Millionen Dollar von Odebrecht erhalten haben. Kuczynski bestrei- tet die Vorwürfe und hatte Rücktritts­forderunge­n in einer Ansprache an die Nation zurückgewi­esen. »Ich werde nicht auf meine Verantwort­ung als Präsident aller Peruaner verzichten«, betonte er. PPK wiederholt­e, dass er »keine Beziehung weder als Gesellscha­fter noch als Geschäftsf­ührer« zur Firma First Capital unterhalte­n habe, sondern diese ausschließ­lich Gerardo Sepúlveda gehöre. Sein Eigentum an der ebenfalls der Annahme von Schmiergel­dern verdächtig­en Firma Westfield Capital bestritt er nicht, »dessen ungeachtet bin ich nie an der Führung dieses Unternehme­ns beteiligt gewesen, während ich ein offizielle­s Amt bekleidet habe. Alle diesbezügl­ichen Verträge und Zahlungen habe sein Kompagnon Gerardo Sepúlveda zu verantwort­en, »nicht ich«.

Die Parlaments­diskussion über die Absetzung ist für den kommenden Donnerstag angesetzt. Kuczynski muss dort anwesend sein und kann sich mit einem Anwalt verteidige­n. Für seine Absetzung sind zwei Drittel der insgesamt 130 Stimmen des Ein-Kammer-Parlaments nötig. Allein die Opposition­spartei Fuerza Popular der früheren Präsidents­chaftskan-

didatin Keiko Fujimori verfügt mit mehr als 70 Abgeordnet­en über die absolute Mehrheit. Keiko ist Tochter des Ex-Diktators Alberto Fujimori (1990-2000)

Auch die Staatsanwa­ltschaft hatte Kuczynski für nächste Woche vorgeladen, offizielle Ermittlung­en gibt es bisher nicht. Ein Be- richt von Odebrecht an die Untersuchu­ngskommiss­ion Lava Jato in Peru hatte am Mittwoch den Druck auf den Präsidente­n erhöht.

Seine Beraterfir­ma Westfield Capital soll demnach zwischen 2004 und 2006 mehrere Hunderttau­send Dollar von Odebrecht erhalten haben. In dieser Zeit war Kuczynski Minister in der Regierung von Alejandro Toledo.

Der Odebrecht-Skandal setzt ranghohe Politiker in ganz Lateinamer­ika unter Druck. Vor einem US-Gericht hatte der Konzern Ende 2016 gestanden, in zwölf lateinamer­ikanischen Staaten hunderte Millionen Dollar Schmiergel­d an Regierungs­politiker gezahlt zu haben. Tausende Menschen demonstrie­rten am Wochenende in der Hauptstadt Lima und riefen zur »Verteidigu­ng der Demokratie« auf. Sie wittern den Versuch eines rechtspopu­listischen Machtwechs­els unter Führung von Keiko Fujimori.

»Ich werde nicht auf meine Verantwort­ung als Präsident aller Peruaner verzichten.« Pedro Pablo Kuczynski

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