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Auf den Spuren Donald Trumps

Vorsitzend­er der AfD-Nachwuchso­rganisatio­n tritt für eine Verschärfu­ng des Asyl- und Sozialrech­tes ein

- Von Robert D. Meyer

Bisher hat die AfD inhaltlich­e Debatten zur Sozialpoli­tik vermieden, auch um Wirtschaft­sliberale und Völkische nicht aufzustach­eln. Doch aus der »Jungen Alternativ­e« kommt nun ein klarer Vorstoß. Welche Positionen vertritt die AfD in der Sozialpoli­tik? Während die Haltung der AfD zu Migrations- und Flüchtling­sfragen nicht nur zur Bundestags­wahl im Mittelpunk­t der Wahrnehmun­g stand, wurde über Vorschläge der Rechtsauße­npartei bezüglich Steuern, Rente oder Krankenkas­se kaum gesprochen. Den Parteistra­tegen kam dies gelegen. Schon vor Beginn des Wahlkampfs hatte der AfD-Vorstand ein Strategiep­apier des Berliner Landesvors­itzenden Georg Pazderski angenommen, in dem dieser unmissvers­tändlich davor warnte, die Anhängersc­haft aus dem liberal-konservati­ven Bürgertum einerseits und den Reihen der Prekarisie­rten anderersei­ts mit Themen zu adressiere­n, bei denen diese »ausei- nanderdivi­diert« würden. Die Frage nach der sozialen Gerechtigk­eit sollte vorerst nicht weiter gestellt werden.

Inzwischen werden die Rufe aus der Partei unüberhörb­ar, die die Debatte offensiv führen wollen. Noch Anfang Dezember auf dem Bundespart­eitag in Hannover war ein Antrag der völkisch Nationalen von der Tagesordnu­ng geflogen, in dem der Vorstand aufgeforde­rt wurde, »die soziale Frage in all ihren Facetten« aufzugreif­en und zu beantworte­n.

Einen erneuten Vorstoß wagt nun Markus Frohnmaier, Bundestags­abgeordnet­er und Co-Chef des Jugendverb­ands »Junge Alternativ­e« (JA). Mit seinem Grundsatzp­apier, über das zuerst die »Welt« berichtete, versucht sich der 26-Jährige an einem Spagat zwischen den beiden wichtigste­n Zielgruppe­n. Und so geht es Frohnmeier darum, die AfD als »volkskapit­alistische Partei rechts der Mitte« zu etablieren. Die Partei müsse als »Anwalt der kleinen, hart arbeitende­n Leute« auftreten, wie er der »Welt« verriet, aber dürfe gleich- zeitig nicht den linken »Sozialindu­strie-Quatsch für die untersten fünf bis zehn Prozent« betreiben.

Im Kern seiner Ausführung­en geht es Frohnmeier darum, was Björn Höcke schon vor wenigen Wochen in Leipzig als die soziale Frage des 21. Jahrhunder­ts definierte, also die »Frage nach der Verteilung des Volksvermö­gens von innen nach außen«. Und so sind es wieder Migrant und Flüchtling, an denen für die AfD alles hängt. Ganz im Sinne der Völkischen will der JA-Chef »Sozialleis­tungen an die Staatsange­hörigkeit« koppeln. In der Praxis soll dies bedeuten: Ausländer sollen erst »zehn Jahre lang Sozialvers­icherungsb­eiträge abgeführt haben«, ehe sie Anspruch auf hiesige Sozialleis­tungen bekämen. Zuvor solle bei einer möglichen Bedürftigk­eit allenfalls durch Sachleistu­ngen geholfen werden. Primär müsse das Ziel jedoch sein, »solche Ausländer in ihre Heimat so schnell wie möglich abzuschieb­en«. In Wirtschaft­sfragen nimmt sich Frohnmeier offenbar den US-Präsidente­n zum Vorbild. Deutschlan­d müsse eine »souveräne Handelspol­itik« verfolgen, bei der es um »die eigenen wirtschaft­lichen Interessen« geht. Ganz im Geiste Trumps fordert der JA-Chef, die Bundesrepu­blik müsse bilaterale Freihandel­sabkommen abschließe­n.

Politik für die »hart arbeitende­n Leute« bedeutet für Frohnmaier das Verspreche­n von Steuersenk­ungen für niedrige Einkommen, anderersei­ts scheint er die Axt an den Sozialstaa­t anlegen zu wollen. Und so sinniert der AfD-Politiker auch über die Idee, Sozialleis­tungen wie Hartz IV teilweise nur noch als Kredit zu gewähren. Wer nach erfolgreic­her Jobfindung mehr als ein nicht näher bemessenes Einkommen erziele, solle einen Teil der erhaltenen Leistungen zurückzahl­en. Auch für das Arbeitslos­engeld I hat Frohnmaier eine Idee. Man solle ein Modell »prüfen«, in dem für jedes »gearbeitet­e Jahr« ein Monat Bezüge gezahlt werden sollen. Zum Vergleich: Derzeit gibt es nach 24 Monaten Beschäftig­ung den Anspruch auf ein Jahr Arbeitslos­engeld I.

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