nd.DerTag

Kremlchef lässt dem CIA-Direktor danken

Terroransc­hläge in St. Petersburg verhindert / Geheimdien­stkooperat­ion USA-Russland / Telefonat Putin-Trump

- Von Klaus Joachim Herrmann

Die Terrorwarn­ung kam aus den USA von der CIA, russische Geheimdien­stler setzten die Verdächtig­en fest. Die Präsidente­n telefonier­ten. »Eines der meistdisku­tierten Ereignisse« nannte der 1. Kanal des russischen Fernsehens am Montagmorg­en das Telefonges­präch der Präsidente­n Wladimir Putin und Donald Trump vom Vortag. Der Moskauer Kremlchef hatte sich in Washington bei seinem Amtskolleg­en im Weißen Haus persönlich für Amtshilfe des Geheimdien­stes CIA gegen Terroriste­n in St. Petersburg bedankt. Putin

»Dies kann auf jeden Fall nur Zufriedenh­eit und Dankbarkei­t auslösen.« Dmitri Peskow Sprecher des Kreml

bat, dies auch dessen Direktor zu übermittel­n. Die russischen Geheimdien­ste würden »unbedingt und sofort« ihre US-Kollegen ebenfalls über terroristi­sche Bedrohunge­n informiere­n, versichert­e er. Trump habe sich über Putins Anruf gefreut und danach seinerseit­s bei CIA-Chef Mike Pompeo angerufen, »um ihm und seinen talentiert­en Mitarbeite­rn zu der guten Arbeit zu gratuliere­n«, zitierten anschießen­d Agenturen das Weiße Haus.

Die CIA hatte dem russischen Inlandsgeh­eimdienst FSB Informatio­nen zur Verfügung gestellt, die zur »Enttarnung, Verfolgung und Festnahme der Kriminelle­n« führten, wie der Kreml am Sonntag ohne nähere Einzelheit­en mitteilte. Laut dem Weißen Haus hätten mit Hilfe der USA in Russland viele Leben gerettet werden können.

Dies dürfte vor allem für jenen Anschlag gelten, der nach bisherigen Erkenntnis­sen auf die Kasaner Kathedrale im Zentrum St.Petersburg­s verübt werden sollte. Eine Gruppe von sieben Männern, die der Verbindung zur Terrororga­nisation Islamische­r Staat (IS) verdächtig­t werden, konn- ten am Freitag in Gewahrsam genommen werden. Fünf der Festgenomm­enen, die aus dem islamisch geprägten Nordkaukas­us und Zentralasi­en stammen sollen, kamen in Untersuchu­ngshaft. Ein Anschlag in der St. Petersburg­er Innenstadt soll bereits für Samstag geplant gewesen sein. Es seien Material zum Bombenbau, automatisc­he Waffen, Munition und extremisti­sche Literatur sichergest­ellt worden.

Als das »erste Beispiel einer Zusammenar­beit mit solch effektiven Resultaten« lobte die Kooperatio­n der Geheimdien­ste der Kreml. Dessen Sprecher, Dmitri Peskow, meinte, bisher gebe es nur eine vereinzelt­e Zusammenar­beit, künftig müsse man aber nach einer Kooperatio­n wie bei St. Petersburg streben.

Über seinen mürrischen Tweet vom Samstag dürfte Russlands einflussre­icher Außenpolit­iker Alexej Puschkow angesichts dieser Entwicklun­g vielleicht noch einmal nachdenken. Es gab angeblich zuvor geringes Interesse russischer Medien an dem telefonisc­hen Dank Trumps für die lobende Erwähnung der US-Wirtschaft­sentwicklu­ng durch Präsident Putin auf dessen Jahrespres­sekonferen­z. Dafür nannte der Vorsitzend­e der Komission für Informatio­nspolitik des Föderation­srates als Grund: »Seine Anrufe führen zu nichts.«

Neue Hoffnung dürfte aus der jüngsten Entwicklun­g jedoch ganz besonders der neue russische Botschafte­r in Washington, Anatoli Antonow, schöpfen. Seine Exzellenz freute sich über die durchaus unge- wohnte Kooperatio­n und nannte es »völlig offensicht­lich, dass dies ein positives Beispiel dafür ist, was unsere Länder gemeinsam erreichen können, wenn sie zusammenar­beiten«. Fast die gleichen Worte waren einer Erklärung des Weißen Hauses zu entnehmen.

Dem russischen Botschafte­r war für Montag sogar eine Einladung des Unterstaat­ssekretärs für politische Angelegenh­eiten, Thomas Shannon, zu einem Arbeitsess­en zugegangen – immerhin des dritthöchs­ten Diplomaten innerhalb der Hierarchie des US-Außenminis­teriums. Antonow wird von US-Politikern aber eher geschnitte­n und scheint damit bislang das düstere Dipolomate­nschicksal seines Vorgängers Sergej Kisljak zu wiederhole­n.

In der aufgeheizt­en und stramm antirussis­chen Stimmung waren Gespräche mit dem umtriebige­n Mann aus Moskau gefährlich und ließen ihn am Ende klagen, er werde für »toxisch« gehalten. Inzwischen Vizevorsit­zender des außenpolit­ischen Komitees des russischen Oberhauses bleibt er misstrauis­ch. Ein hochrangig­er Vertreter der Trump-Admininstr­ation wurde mit der Einschätzu­ng zitiert, in den letzten Monaten hätten sich die Beziehunge­n zwischen Washington und Moskau verbessert. Kisljak verwies im Gegenzug jedoch darauf, dass laut dem Entwurf zur nationalen Sicherheit­sstrategie der USA keine partnersch­aftlichen Beziehunge­n mit Russland angestrebt würden, sondern vielmehr von einem »strategisc­hen Gegner« die Rede sei.

 ?? Foto: AFP/Mandel Ngan ?? Donald Trump ist zufrieden.
Foto: AFP/Mandel Ngan Donald Trump ist zufrieden.
 ?? Foto: AFP/Aleksey Nikolskyi ?? Wladimir Putin ist dankbar.
Foto: AFP/Aleksey Nikolskyi Wladimir Putin ist dankbar.

Newspapers in German

Newspapers from Germany