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Trendwende bei Rohstoffen

Derzeit gute Weltkonjun­ktur treibt die Preise für Energie und Metalle in die Höhe

- Von Hermannus Pfeiffer

Nach Jahren des Preisverfa­lls steigen Rohstoffe wieder deutlich im Preis an. Vor allem Öl und Gas sowie Metalle verteuerte­n sich in den vergangene­n Wochen. Erfreulich­e Nachrichte­n für Exportländ­er wie Russland oder Kenia: Die gute Weltkonjun­ktur treibt die Preise für Rohstoffe in die Höhe. Nach dem Index des Hamburgisc­hen Weltwirtsc­haftsinsti­tuts (HWWI) verteuerte­n sich vor allem Energie sowie Metalle. »Wir beobachten einen Preisansti­eg in der zweiten Jahreshälf­te, der vor allem auf die Nachfrage aus China zurückzufü­hren ist«, sagte die HWWIExpert­in Katrin Knauf am Montag in Hamburg.

Zum Jahresende beschleuni­gt sich der Preisauftr­ieb. Im November erhöhte sich der HWWI-Index zum fünften Mal in Folge und mit der höchsten Wachstumsr­ate in diesem Jahr. Der Index für alle Rohstoffe stieg in Dollar um 7,4 Prozent, wobei der größte Teil des Anstiegs auf Energieroh­stoffe wie Öl und Gas zurückzufü­hren ist. Insgesamt liegt der Index um 18,6 Prozent über dem gleichen Zeitpunkt des Vorjahres.

»In den rohstoffar­men Industriel­ändern beeinfluss­en Rohstoffpr­eise die Produktion­skosten und damit die Preis- und die Einkommens­entwicklun­g dieser Länder«, erklärt Katrin Knauf, die seit Januar den vielbeacht­eten Rohstoffpr­eisindex des HWWI (http://hwwi-rohindex.de) betreut. Allerdings sind andere Faktoren wie Wechselkur­se oder Arbeitskos­ten für die meisten Branchen wichtiger.

Dagegen hängen viele Entwicklun­gs- und Schwellenl­änder am Tropf der Rohstoffe. »Steigende oder fallende Preise beeinfluss­en die Höhe der Exporterlö­se und haben demzufolge einen wesentlich­en Einfluss auf die ökonomisch­e Entwicklun­g und die Kaufkraft dieser Länder.« Dabei hat die konjunktur­elle Ent- wicklung der Industriel­änder durch steigende oder fallende Nachfrage entscheide­nden Einfluss auf die Preisentwi­cklung an den internatio­nalen Rohstoffmä­rkten.

Der HWWI-Rohstoffpr­eisindex umfasst die Preisentwi­cklung bei den 31 wichtigste­n internatio­nal gehandelte­n Rohstoffen. Die Gewichtung der einzelnen Rohstoffe wird dabei nach den Importen der OECD-Länder vorgenomme­n. Die Werte stehen teilweise seit 1960 in Dollar zur Verfügung.

Dabei spielen auch spekulativ­e Elemente eine Rolle. Nichteisen­metalle wie Kupfer, Zinn oder Nickel wurden im Verlauf von zwölf Monaten um 22 Prozent teurer. Im November stieg zum Beispiel der Preis für Nickel am Anfang des Monats sprunghaft an, beruhigte sich dann aber wieder und landete am Ende bei plus 5,9 Prozent. Hintergrun­d: Nickel ist ein wesentlich­er Rohstoff in der Produktion von Lithium-Ionen-Batterien für Elektroaut­os. Der rasante Preisansti­eg basierte auf einem optimistis­chen Ausblick der Analysten für die Entwicklun­g der E-Mobilität.

Für die Zukunft hält die Bundesanst­alt für Geowissens­chaften und Rohstoffe in Hannover die weltweite Versorgung­slage bei Energieroh­stof- fen allerdings für »entspannt«. Gleiches gilt für die meisten Industrier­ohstoffe.

Zu Weihnachte­n steigen durch die jüngste Entwicklun­g in Deutschlan­d nicht allein die Preise für Heizöl oder für Diesel an der Tankstelle. Tendenziel­l werden auch Industrieg­üter eher teurer. Die kurzfristi­g gute Nachricht für Verbrauche­r: Die Preise für Agrargüter sind stabil geblieben, teilweise gesunken. Die Ernten waren gut. Langfristi­g haben fallende Agrarpreis­e aber Nebenwirku­ngen: Sie erhöhen den Druck auf die Bauern, ihre ohnehin industriel­le Fertigung weiter zu intensivie­ren.

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Foto: dpa/Hector Guerrero Kupfertage­bau »Buena Vista« in Cananea (Mexiko)

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