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EU hält an unfairem Handel fest

- Martin Ling über Handelshil­fen und Markterobe­rung

Was der Konferenz der Welthandel­sorganisat­ion (WTO) versagt blieb, ist den EU-Entwicklun­gsminister­n gelungen: eine Einigung. Sie konnten sich auf Handelshil­fe für Entwicklun­gsländer einigen. Dabei sollen die Integratio­n von Entwicklun­gsländern in das internatio­nale Handelssys­tem sowie Investitio­nen und Handel als Mittel gegen die Armut gefördert werden.

Schon seit 2007 verfolgt die Europäisch­e Union die sogenannte »Aid for Trade«-Strategie, ein gleichnami­ges Konzept wird auch in der WTO propagiert. Bei »Aid for Trade« geht es darum, mit technische­n Hilfen zur Erhöhung der Handelskap­azität die Staaten des Südens in die Lage zu versetzen, auf Weltmarktn­iveau zu produziere­n. Im Prinzip sinnvoll, das Ergebnis der vergangene­n zehn Jahre ist freilich bescheiden, auch wenn die EU gerne auf eine unabhängig­e Studie von 2015 verweist, laut der die EU-Handelspol­itik im Zeitraum 2008 bis 2015 dazu geführt habe, dass Exporte der Entwicklun­gsländer stiegen und somit zur wirtschaft­lichen Diversifiz­ierung dieser Länder beitrugen.

Es gibt durchaus ein paar Länder des Südens, denen wirtschaft­liche Diversifiz­ierung und nachholend­e Entwicklun­g gelungen sind, allen voran China. Mit Hilfen der EU hat das wenig bis nichts zu tun. Denn die EU stellt ganz offen das Eigeninter­esse in den Vordergrun­d. »Global Europe«: So heißt die seit 2006 propagiert­e Strategie der EU, die Wettbewerb­sfähigkeit auf den Weltmärkte­n zu stärken. Das heißt nichts anderes, als Märkte außerhalb Europas zu erobern, um in Europa Beschäftig­ung und Einkommen zu sichern. Handelshil­fen für den Süden sind nur Kosmetik.

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