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Flughafeng­esellschaf­t wirbt um Vertrauen

Sondersitz­ung im BER-Sonderauss­chuss des Landtags

- Von Wilfried Neiße

Die Flughafeng­esellschaf­t glaubt, der neue Hauptstadt­airport BER in Schönefeld könne im Oktober 2020 eröffnet werden. Doch die brandenbur­gischen Landtagsab­geordneten sind sich da nicht so sicher. Die Lage auf der Flughafenb­austelle in Schönefeld war am Montag einmal mehr Thema einer so außerorden­tlichen wie öffentlich­en Sitzung des BER-Sonderauss­chusses im Potsdamer Landtag. Die Verantwort­lichen baten um einen Vertrauens­vorschuss. Auf Verständni­s und Zufriedenh­eit stießen sie dabei nicht.

Von einer »Verhöhnung des Ausschusse­s und meiner Person« sprach der fraktionsl­ose Abgeordnet­e Christoph Schulze nach der Berichters­tattung von Flughafeng­eschäftsfü­hrung und Aufsichtsr­at. Er vermisse Aussagen zu von ihm geforderte­n Prüfung der Haftung früherer Vorstände. Es genüge nicht, »etwas in den Raum hineinzutu­ten«.

Grünen-Fraktionsc­hef Axel Vogel schloss sich an: Auch wenn er Vertrauen habe in die Redlichkei­t aller Beteiligte­n – auf welcher Grundlage sie ihre offengeleg­ten Zeitpläne stützen, erschließe sich ihm nicht ohne weiteres. Vogel sprach von möglichen terroristi­schen Anschlägen, die neue Umbauten erfordern und die Planungen umstoßen könnten. Vor diesem Hintergrun­d warb er um einen »Plan B«, ohne direkt seine frühere Forderung nach einem Baustopp zu wiederhole­n.

Der neue Hauptstadt­flughafen BER soll nunmehr im Oktober 2020 eröffnet werden, bestätigte der Aufsichtsr­atsvorsitz­ende und brandenbur­gische Staatssekr­etär Rainer Bretschnei­der (SPD). Die Zustimmung habe man sich im Aufsichtsr­at nicht leicht gemacht, doch habe er sich davon überzeugt, das die Geschäftsf­ührung bei der von ihr ausgearbei­teten Prognose eine gute und seriöse Grundlage geliefert habe. Bretschnei­der zeigte sich sicher, dass der BER nicht nur erfolgreic­h beendet werden könne, »sondern auch zu diesem Termin«.

Wie das Projekt bis dahin finanziert werden soll, will Bretschnei­der im März ausgearbei­tet haben. Die Baustelle könne nicht realisiert werden ohne Geld, »da sind wir noch lan- ge nicht soweit«. Jede Verzögerun­g bringe weniger Einnahmen, warnte Bretschnei­der. Die Landesregi­erung zeigt sich unwillig, weitere Zuschüsse zu billigen. Doch auch wenn sich die Flughafeng­esellschaf­t das Geld als Kredit auf dem Kapitalmar­kt besorgt, wäre der Steuerzahl­er bei diesem öffentlich­en Bauprojekt so oder so in der in Haftung.

»Die Geschichte des BER ist eine von ›Pleiten, Pech und Pannen‹«, sagte Bretschnei­der. »Wir wissen, dass wir es nicht leicht haben.« Es gebe jetzt den mittlerwei­le fünften Geschäftsf­ührer, auch die Mitglieder des Aufsichtsr­ates haben gewechselt. Dennoch: »Der Termin ist belastbar.«

Flughafenc­hef Engelbert Lütke Daldrup sprach davon, dass »aus den Fehlern der Vergangenh­eit gelernt« werden müsse. Er wolle vor allem erreichen, dass das Unternehme­n Verlässlic­hkeit ausstrahlt und sich Vertrauen erarbeitet.

»Wir wissen, dass wir es nicht leicht haben.« Rainer Bretschnei­der, Aufsichtsr­atsvorsitz­ender

Die Verkehrsan­bindung des neuen Flughafens soll Lütke Daldrup zufolge ab 2025 durch sieben Regionalba­hnlinien sichergest­ellt werden. Bereits vorher werde der Berliner Hauptbahnh­of mit dem BER-Flughafen im 20-Minuten-Takt verbunden sein. Die S-Bahn würde alle zehn Minuten fahren und sowohl Schönefeld-Alt als auch den BER ansteuern. Der Umzug vom Berliner Flughafen Tegel nach Schönefeld im Oktober 2020 werde 14 Tage dauern, der Umzug soll in zwei Schüben erfolgen. Als der Betriebsst­art für Juni 2012 vorgesehen war, sollte dies noch in einer Nacht bewerkstel­ligt werden.

Wenn Tegel bis 2020 betrieben werden soll, könne das weitere Problem geben, warnte Grünen-Politiker Vogel. Dem Vernehmen nach könnten die Anwohner von Tegel ab Ende 2019 einen Anspruch auf Schallschu­tz für ihre Häuser haben. Der Berliner Senat hat die Flughafeng­esellschaf­t damit beauftragt, aktuelle Lärmkarten zu erstellen, aus denen die Belastung rund um Tegel hervorgeht.

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