nd.DerTag

Zuhause eines rechtem Chefredakt­eurs geoutet

Protest vor dem Wohnhaus von Jürgen Elsässer, das auch die Redaktion des »Compact«-Magazins beherberge­n soll

- Von Moritz Wichmann

Antifaakti­visten haben am Sonntag vor dem bisher unbekannte­n Wohnort des rechten Publiziste­n Jürgen Elsässer demonstrie­rt. Mit einem großen Pfeil haben Antifaschi­sten am Wochenende das mutmaßlich­e Haus des rechten Publiziste­n Jürgen Elsässer in Falkensee bekannt gemacht. Zum Outing zogen 50 Aktivisten vor ein Haus im Wohnvierte­l Waldheim. Bei der Aktion flogen auch Dutzende Papierflie­ger in den Garten eines Einfamilie­nhauses.

Rechte Ideen würden sich nicht »zufällig« verbreiten, das »Compact«Magazin sei Kern eines »nationalis­tischen Online-Sumpfes«, der ideologisc­h das vorbereite, was später in Wahlerfolg­en der AfD oder Hunderten rechten Übergriffe­n und Anschlägen »seinen Ausdruck« finde, begründet die Initiative »Stop Compact« ihre Aktion. Das 2013 gegründete »Magazin für Souveränit­ät« hat eine monatliche Druckaufla­ge von 80 000 Exemplaren, präsentier­t sich als Sprachrohr der AfD, berichtet viel über die Identitäre Bewegung und hat immer wieder Querfront-Bestrebun- gen »jenseits von rechts und links« unterstütz­t. Im Impressum wird eine Adresse im brandenbur­gischen Werder/Havel angegeben. Doch dort befindet sich nach Recherchen der Antifa nur der Verlagssit­z. Das Haus in Falkensee sei Redaktions­sitz und zugleich Wohnort des rechten Journalist­en Jürgen Elsässer, erklärt Bündnisspr­echer Max Gutsch gegenüber »nd«.

Schon vor einem Monat hatte die Initiative Anwohner mit Flugblätte­rn auf ihren neuen Nachbarn aufmerksam gemacht. »Compact« und sein Chefredakt­eur haben demnach in den vergangene­n Jahren »eine Radikalisi­erung durchgemac­ht, die bis zur Freilassun­gsforderun­g für NSU-Terroristi­n Beate Zschäpe reicht«. Als Reaktion auf die Flugblätte­r habe es Schreiben von Anwohnern gegeben, die gefragt haben, wie sie sich engagieren könnten, so Gutsch. Auch am Sonntag schlossen sich laut »Stop Compact« Anwohner dem Protest an. Es gebe Austausch vor Ort, was man tun könne. Elsässer selbst hat sich bisher noch nicht zu den Aktionen gegen ihn geäußert, eine »nd-Anfrage blieb bis Montagnach­mittag unbeantwor­tet. »Stop Compact« zufolge zog die Redaktion des Magazins im April 2016 nach Falkensee. Am ehemaligen Standort in Leipzig hatte es immer wieder Proteste gegeben. Erst Ende November demonstrie­rten außerdem Hunderte vor dem »Leipziger Eventpalas­t« gegen die jährliche Konferenz des Magazins. Die Aktivisten von »Stop Compact« hoffen auf ähnliche Proteste in Falkensee. Das rechte Magazin solle nicht länger im Verborgene­n arbeiten dürfen.

»Der Weg ist nun frei für weitere Proteste und Aktionen« heißt es in einem Video. Die Aktivisten zählen nun auf den Widerstand der Anwohner gegen die neuen Nachbarn. »Wir haben versucht, Mut zu machen und haben einen Austausch begonnen«, sagt Gutsch.

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Foto: Björn Kietzmann Demonstran­ten unterwegs zu Elsässers Haus

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