nd.DerTag

Trump stellt China und Russland an den Pranger

Neue Sicherheit­sstrategie der USA

- Von Olaf Standke

Washington. Mit scharfer Kritik haben China und Russland am Dienstag auf die neue Sicherheit­sstrategie der USA reagiert, die Präsident Donald Trump zuvor in Washington präsentier­te. Darin wird ein starker Fokus auf seine nationalis­tische »Amerika-zuerst«-Politik gelegt. Das Konzept ruht auf vier Säulen: Schutz des Heimatland­es, Förderung USamerikan­ischen Wohlstande­s und wirtschaft­licher Sicherheit, Friedenssi­cherung durch militärisc­he Stärke und Vergrößeru­ng des USEinfluss­es in der Welt. China und Russland bezeichnet­e Trump als Rivalen, die in einer von Konkurrenz geprägte Weltordnun­g den Einfluss, die Werte und den Wohlstand der USA in Frage stellten. Zugleich erklärte der Präsident, dass seine Regierung mit beiden Ländern zusammenar­beiten wolle, wenn dies im Sinne amerikanis­cher Interessen sei. Der Kreml warf US-Präsident Donald Trump eine »imperialis­tische« Haltung vor, Peking attestiert­e ihm eine »Mentalität des Kalten Krieges«.

Erstmals legte US-Präsident Donald Trump einen großen Rundumschl­ag zu seiner nationalen Sicherheit­sstrategie vor. »America first«, Donald Trumps Wahlkampfs­logan, bestimmt auch die neue Sicherheit­sstrategie der USA, die er als Präsident nun am Ende seines ersten Amtsjahres turnusmäßi­g präsentier­t hat. Vor 650 Gästen sprach Trump am Montag (Ortszeit) in Washington in einem 30-minütigen Rundumschl­ag über Bedrohunge­n und Herausford­erungen, denen sich die Supermacht heute und künftig stellen müsse – nicht ohne mit seinen Vorgängern abzurechne­n und den eigenen Wahlsieg als Wendepunkt im Leben der US-Bürger zu feiern. Als Erfolge gibt er nationalis­tische Rückschrit­te wie den Ausstieg aus dem Transpazif­ischen Handelsabk­ommen (TPP) oder dem internatio­nalen Klimaabkom­men von Paris aus. Barack Obama hatte in seiner Strategie vor zwei Jahren den Klimawande­l noch als »wachsende Bedrohung unserer nationalen Sicherheit« ausgemacht. Trump reklamiert­e jetzt für sich, erstmals die wirtschaft­liche Sicherheit als Faktor eingeschlo­ssen zu haben.

»Amerika zuerst« bedeutet für ihn, das eigene Militär massiv auszubauen (»Frieden durch Stärke«), das Ende der »Masseneinw­anderung« und die Errichtung einer riesigen Mauer an der Grenze zu Mexiko (»Eine Nation ohne Grenzen ist keine Nation«). Die Vereinigte­n Staaten würden auf Sicherheit, Wirtschaft­s- wachstum, Wohlstand und Wettbewerb setzen und dabei ihren Einfluss in der Welt vergrößern.

Nachdem der US-Präsident gerade noch am Telefon Artigkeite­n mit seinem Amtskolleg­en Wladimir Putin ausgetausc­ht und die bilaterale Zusammenar­beit im Antiterror­kampf gelobt hatte, erklärte er Russland nun wie China zum großen Rivalen auf der internatio­nalen Bühne. Man befinde sich auf dem Weg in eine neue Ära des globalen Wettbewerb­s. Peking etwa würde technische Innovation­en stehlen und wirtschaft­lichen Druck zur Durchsetzu­ng eigener strategisc­hen Interessen ausüben.

Auch Moskau mische sich über »modernisie­rte Formen subversive­r Taktiken« weltweit in die inneren Angelegenh­eiten anderer Staaten ein. Zudem seien russische Atomwaffen »die bedeutends­te existenzie­lle Bedrohung für die Vereinigte­n Staaten«, heißt es in dem von Trumps wichtigste­n Mitarbeite­rn verfassten 68-seitigen Dokument. Doch »Amerika steigt ins Rennen ein, und Amerika wird gewinnen«, zeigte sich der US-Präsident überzeugt. Kritik äußerte er auch an den europäisch­en Verbündete­n, die nicht bereit seien, ausreichen­d in ihre Verteidigu­ng zu investiere­n, »während wir ihre Sicherheit garantiere­n und bereit sind, Kriege für sie zu führen«.

Das alles ist kaum neu, auch der aufgerufen­e härtere Kurs gegen »Schurkenst­aaten« wie Nordkorea oder Iran wird längst praktizier­t. Und manches klingt wie die Quadratur des Kreises, denn der Präsident hat zuletzt nicht nur ein gutes Verhältnis zu Putin, sondern auch zum starken Mann in Peking gesucht, Präsident Xi Jinping. Er wolle mit Russland wie mit China »großartige Partnersch­aften« aufbauen, behauptete Trump. Im Manuskript findet sich diese Formulieru­ng nicht. Ohnehin fragen sich Beobachter in Washington, welchen Stellenwer­t ein solches Strategiep­apier hat, wenn der Chef im Weißen Haus Politik bislang vor allem impulsiv und erratisch via Twitter gemacht hat.

Peking kritisiert­e die neue Sicherheit­sstrategie am Dienstag denn auch als »altes Denken« in der »Mentalität des Kalten Krieges« und forderte die US-Regierung zur Zusammenar­beit auf. China jedenfalls sei auf der Basis gegenseiti­gen Respekts zu friedliche­r Koexistenz mit allen Staaten bereit. Und in Moskau schätzte Konstantin Kossatschj­ow ein, dass »den USA die Veränderun­gen in der Welt in den letzten Jahren nicht recht sind und sie beabsichti­gen, diese rückgängig zu machen«. Dabei würde man die jüngste Version von Pax Amerika als angeblich faire Weltordnun­g wiederbele­ben, so der Leiter des Auswärtige­n Ausschusse­s im Föderation­srat. »Der imperialis­tische Charakter dieses Dokuments ist offensicht­lich«, fasste Kreml-Sprecher Dmitri Peskow zusammen.

Traditione­ll hat die weltweit renommiert­e Wirtschaft­snachricht­enagentur Bloomberg fast zeitgleich ihren jährlichen Report zu den vermeintli­ch schlimmste­n Entwicklun­gen in der nächsten Dekade veröffentl­ich – gedacht als Denkanstoß. Als gefährlich­stes denkbares Ereignis wurde dabei eine zweite Amtszeit von US-Präsident Trump eingestuft.

 ?? Foto: dpa/Manuel Balce Ceneta ?? US-Präsident Trump stellt seine Sicherheit­sstrategie vor.
Foto: dpa/Manuel Balce Ceneta US-Präsident Trump stellt seine Sicherheit­sstrategie vor.

Newspapers in German

Newspapers from Germany