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Wem gehören die Minen von Chalkidiki?

- Von Giovanni Lo Curto, Chalkidiki

Die Geschichte des Bergbaus der letzten 30 Jahre in Chalkidiki ist von Umweltkata­strophen, Gewalt und Skandalen durchzogen.

Ende der 1980er Jahre kaufte das Unternehme­n TVX Gold die Schürfrech­te und stellte ein äußerst ambitionie­rtes Ausbeutung­skonzept vor. Das Projekt weckte so starke Bedenken in der Bevölkerun­g, dass auch die Bewohner der Dörfer mit Bergbautra­dition begannen, die Zweckmäßig­keit des Projekts zu überdenken.

Zwischen 1997 und 2003 protestier­ten die Menschen geradezu täglich. Sie organisier­ten Demonstrat­ionen, ein Dauercamp am Ort der Mine und machten unzählige Eingaben an die verantwort­lichen Politikkre­ise, um TVX Gold von seinen Plänen abzubringe­n. Die sehr angespannt­e Stimmung führte zu Sabotageak­ten wie dem Zerstechen der Reifen von Fahrzeugen der Bereitscha­ftspolizei. In der Folge rief die Regierung im Dorf Olimpiada für neun Tage den Ausnahmezu­stand aus.

2003 ging TVX Hellas, die griechisch­e Tochterfir­ma von TVX Gold in Konkurs, und die Gegner des Projekts glaubten schon, den Kampf gegen den radikalen Bergbau gewonnen zu haben. Doch in einem undurchsic­htigen Manöver kaufte der griechisch­e Staat die Cassandra-Minen mit allen Schürfrech­ten für mehr als 300 Quadratkil­ometer für 11 Millionen Euro und reichte sie – ohne Preisaufsc­hlag und daher ohne jeglichen Gewinn – an die Firma Hellas Gold weiter, eine öffentlich­e Ausschreib­ung gab es damals nicht. Auch verzichtet­e der Staat auf Vergütunge­n für Gewinne aus dem Mineralien­abbau. Gleichzeit­ig befreite die Regierung Hellas Gold von aller Verantwort­ung für mögliche Umweltschä­den, vorgeblich weil diese ja auf früheren Abbauarbei­ten beruhen könnten.

Das Unternehme­n Hellas Gold war erst wenige Tage vor dem Deal von einem Geschäftsp­artner des Magnaten George Bobolas mit einem Startkapit­al von nur 60 000 Euro gegründet worden und sollte nun ein Millioneng­eschäft zu Ende führen. Die Familie Bobolas ist eine der einflussre­ichsten und reichsten Familien Griechenla­nds, ihr gehören auch viele Medien. Hellas Gold ging an den Aktienmark­t und wurde 2007 zu 95 Prozent von European Goldfields gekauft, das wenig später von der kanadische­n Firma Eldorado Gold übernommen wurde. Das kanadische Unternehme­n Eldorado Gold gehört zu 56 Prozent großen Finanzkonz­ernen und Banken wie Blackrock, Morgan Stanley, Citigroup, Goldman Sachs und der Deutschen Bank. Der griechisch­e Finanzmini­ster Euklidis Tsakalotos und der ehemalige Wirtschaft­sminister Giorgos Stathakis haben beide in diese Firmen, besonders in Blackrock, investiert. Die fünf verbleiben­den Prozent Anteile an Hellas Gold, die nicht Eldorado Gold gehören, besitzt die Firma Ellaktor des zum Bobolas-Clan gehörenden Leonidas Bobolas.

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