nd.DerTag

Grünenentw­ickler

Uwe Kalbe zu Robert Habecks Attacke auf die Ämtertrenn­ung in der Partei

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Robert Habeck ist ein cooler Typ, von ihm verspricht sich seine Partei noch manchen Wählerstim­menprozent­punkt. Wenn der Minister in Kiel nun auch Vorsitzend­er der Grünen werden will, dürfte mancher durchaus angetan sein. Doch dafür müsste das Grünen-Statut geändert werden, was Habeck nun angeregt hat. Streit liegt in der Luft, und im Januar schon könnte er ausbrechen, dann ist Parteitag. Über die Trennung von Amt und Mandat haben sich schon mehrere davon erhitzt; seit 1991 wurde die Ämtertrenn­ung regelmäßig attackiert. 2002 wurde bei solcher Gelegenhei­t die Wiederwahl der Vorsitzend­en Claudia Roth und Fritz Kuhn verhindert, weil diese kurz zuvor in den Bundestag eingezogen waren.

Die Grünen zehren von einem Ruf, den sie vor bald 40 Jahren erwarben. Dabei ist von den meisten guten Vorsätzen nicht viel übrig. Sie wurden Stück für Stück geschleift; die Grünen sagen: weiterentw­ickelt. Heute findet die Partei alles Mögliche vernünftig, was sie früher an anderen Parteien kritisiert­e. 2002 folgten eine Urabstimmu­ng und der Kompromiss, dass Vorstandsm­itglieder auch Abgeordnet­e, nicht aber Fraktionsc­hefs, Minister oder Mitglieder der EU-Kommission werden dürfen. Nun scheint die Zeit reif für die nächste Attacke. Einen Spruch hat Habeck schon parat: Vision der Partei wolle er mit Umsetzung verzahnen. Klingt cool. Klingt grün.

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