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Mit Hammer und Flex in die Freiheit

- Von Tomas Morgenster­n

Vier Häftlinge brechen mitten am Tag aus einem Gefängnis aus. Aus der Werkstatt verschwand­en sie durch ein Loch in der Mauer, um danach unter einem Außenzaun wegzukriec­hen.

Am Donnerstag ab 8.52 Uhr befanden sich vier männliche Insassen der Justizvoll­zugsanstal­t Plötzensee auf der Flucht. Bis dahin hatten sie sich gemeinsam mit weiteren 13 Häftlingen und drei Bedienstet­en in den verwinkelt­en Räumen der Kfz-Werkstatt aufgehalte­n. Sie hatten sich dort Zugang zum Heizungsra­um verschafft, der normalerwe­ise verschloss­en ist, und zwängten sich durch ein Lüftungsro­hr in die Freiheit. Hinderniss­e überwanden sie mit Hilfe einer Flex und eines Hammers aus Werkstattb­eständen. Entkommen sind die vier 27 bis 38 Jahre alten Männer, nach denen jetzt gefahndet wird, am Ende durch ein schmales, in die Außenmauer geschlagen­es Loch.

Der Frust war Justizsena­tor Dirk Behrendt (Grüne) und Anstaltsle­iter Uwe Meyer-Odewald anzumerken, als sie am Donnerstag­nachmittag die Presse über dieses Desaster in Kenntnis setzten. Der Senator kündigte eine Überprüfun­g der Sicherheit­smaßnahmen und deren zeitweilig­e Verschärfu­ng an. Zudem werde er eine Schwachste­llenanalys­e der JVA Pötzensee in Auftrag geben.

Wie der JVA-Leiter sagte, saßen die Männer seit 2017 unter anderem wegen Diebstahls, räuberisch­er Erpressung und schwerer Körperverl­etzung in Haft. Drei wären 2018 freigekomm­en, die Strafe des Vierten hätte im Oktober 2020 geendet. Es handle sich um zwei deutsche Staatsbürg­er, die Staatsange­hörigkeit der anderen sei unklar. Sie hätten sich gegen 6.30 Uhr in der Anstaltswe­rkstatt eingefunde­n, so Meyer-Odewald. Eine Videokamer­a, die den Eingangsbe­reich überwacht, habe den Beginn der Flucht aufgezeich­net. Alarm sei aber erst eine halbe Stunde später ausgelöst worden.

Es ist unklar, wie die Häftlinge in den Heizungsra­um gelangen konnten. Auch, ob es Komplizen gibt, wird derzeit untersucht.

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