nd.DerTag

Linientreu­es Nachjustie­ren

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Die Aufgabe, vor der Polizeiprä­sident Klaus Kandt steht, ist zweifelsoh­ne eine Herausford­erung. Die Polizei befindet sich im Umbruch, sucht dringend Nachwuchs. Schließlic­h soll sie mehr Präsenz in der Stadt zeigen, so ist es der Wille des Senats angesichts der abstrakt hohen Sicherheit­sgefahr. Zudem rückt eine Pensionier­ungswelle heran, bis 2022 werden 40 Prozent der Beamten in den Ruhestand gehen. Der Zeitpunkt für Kandts Vorstoß war also günstig gewählt. Er will den Beruf für Menschen aus Einwandere­rfamilien öffnen, damit die Polizei künftig die multikultu­relle Stadtbevöl­kerung besser repräsenti­eren kann. Eine bürgernahe Polizei ist sicherlich sinnvoll, aber nicht unumstritt­en.

Insbesonde­re konservati­ve Kritiker vermuten bei den Einstellun­gen nämlich ein Aufweichen der Kriterien. Berichte über Disziplinl­osigkeiten an der Polizeiaka­demie in Ruhleben beflügelte­n sie. Die Schlagzeil­en waren aber weitgehend haltlos und konnten Kandt nicht unter Druck setzen. Er wird indes nicht müde zu betonen, dass keinesfall­s jeder genommen werde und die Anwärter keine Deutschpro­bleme hätten.

Trotzdem werden die erst kürzlich reformiert­en Einstellun­gsverfahre­n noch einmal nachgebess­ert. Künftig soll mehr Wert auf persönlich­e Gespräche gelegt werden. Das hört sich wie ein Eingeständ­nis an, dass bei der Auswahl der Bewerber tatsächlic­h nicht alles rundläuft. Und doch zeugt dieses Nachjustie­ren, ohne von der Linie bei den Einstellun­gen abzulassen, von einer gesunden Kritikfähi­gkeit des Polizeiprä­sidenten.

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Foto: nd/Anja Märtin Stefan Otto begrüßt eine bürgernahe Polizei

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